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Kosmischer Zusammenprall erzeugt unfassbare Masse Gold
Baku, den 29. Juli (AZERTAG). Ist Gold das Erbe toter Sterne? Forscher beobachteten nach dem Zusammenprall zweier Neutronensterne ein tagelanges Leuchten. Dabei soll Gold im Umfang von bis zu zehn Mondmassen produziert werden.
Das Gold auf der Erde ist womöglich durch den Zusammenprall toter Sterne vor Milliarden von Jahren entstanden. Dies legen neue Forschungsergebnisse des amerikanischen Harvard-Smithsonian-Zentrums für Astrophysik nahe. Wer ein Goldschmuckstück trage, laufe also „mit einem kleinen Stückchen des Universums herum“, sagte Studienleiter Edo Berger zu seinen Ergebnissen.
Belege für die Theorie sehen die Wissenschaftler in der Beobachtung einer solchen Kollision toter Sterne - sogenannter Neutronensterne - in einer fremden Galaxie 3,9 Milliarden Lichtjahre entfernt. Mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops und anderer Hochleistungsteleskope auf der Erde gelang es ihnen nach eigenen Angaben, einen nur Sekundenbruchteile währenden Gammablitz zu verfolgen, den sie dem Zusammenprall von Neutronensternen zuschreiben.
„Wir schätzen, dass zwei verschmelzende Neutronensterne Gold im Umfang von bis zu zehn Mondmassen produzieren und ausschütten können - eine ganze Menge Klunker“, erläutert Edo Berger.
Danach beobachtete Bergers Team mehrere Tage lang ein seltsames Glänzen. Dies könnte ein Beleg sein, dass aus solchen kosmischen Zusammenstößen schwere Elemente wie Gold entstehen und quasi im Weltall verstreut werden, erklärten die Wissenschaftler.
Astronomen wissen seit langem, dass Fusionsreaktionen im inneren von Sternen leichte Elemente wie Kohlenstoff und Sauerstoff entstehen lassen. Diese Reaktionen können aber kein Gold produzieren. Stattdessen nahm man lange an, dass Gold bei Sternenexplosionen - sogenannten Supernova - entsteht.
Vor etwa zehn Jahren stellte dann ein europäisches Forscherteam anhand von Simulationen mit Supercomputern die Vermutung auf, dass Neutronenstern-Kollisionen für die Entstehung von Gold, Platin und anderen schweren Metallen verantwortlich sein könnten - und zwar in einer Zeit vor Entstehung des Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren. Die US-Forscher stützen diese Theorie nun mit ihren Beobachtungen.
Sollten sich die Ergebnisse als richtig herausstellen, „wäre das wirklich eine aufregende Nachricht“, sagte der Astrophysiker Stephan Rosswog von der Universität Stockholm, der für die Supercomputer-Studie vor einigen Jahren verantwortlich war. Zwar seien noch mehr Beobachtungen von Gammablitzen nötig. Aber es sei nun wahrscheinlicher, dass die Fusion von Neutronensternen als eine Art „Hexenkessel“ zur Bildung neuer Elemente diene, sagte Rosswog.
Solche von Neutronenstern-Kollisionen herrührenden Blitze sind extrem selten. In der Milchstraße treten sie nach Vermutung von Wissenschaftlern nur alle 100.000 Jahre einmal auf. Berger sagte, es sei unwahrscheinlich, dass es zu seinen Lebzeiten in unserer Galaxie noch einmal einen geben werde. In fremden, sehr weit entfernten Galaxien werden solche Eruptionen allerdings recht häufig von Satelliten beobachtet - etwa ein Mal im Monat.