WELT
Lavamassen eines Vulkans in Japan
Baku, 18. Mai, AZERTAC
Vor Japan ist jüngst eine neue Insel entstanden, aufgetürmt aus den Lavamassen eines Vulkans. Nun fragen sich Biologen, welche Arten das Eiland wohl als Erste besiedeln.
Vogelkot ist eine entscheidende Zutat in den Prognosen von Naoki Kachi. Vögel, die weite Strecken übers Meer fliegen und Zwischenstopps auf kleinen Inseln einlegen, lassen dort ihren Kot zurück, und der ist wertvoller Dünger. Kachi, der an der Tokyo Metropolitan University arbeitet, will gemeinsam mit Kollegen in den kommenden Jahren erforschen, wie sich Flora und Fauna auf einer neu entstandenen japanischen Insel entwickeln.
Noch ist Nishinoshima kein besonders lebensfreundlicher Ort. Die Insel in der Ogasawara-Kette besteht aus Lava, die aus einem aktiven Vulkan fließt und erkaltet. Im November 2013 durchbrach die sich auftürmende Lava erstmals die Meeresoberfläche. Seitdem ist ein stattliches Eiland gewachsen, das sich im Laufe seiner Entstehung eine kleine Nachbarin einverleibt hat. Nishinoshima ist jetzt knapp 2,5 Quadratkilometer groß.
„Wir Biologen konzentrieren uns auf die neue Insel, weil wir dort den Beginn des Entwicklungsprozesses beobachten können“, sagt Kachi. Er vermutet, dass bald Pflanzen die Insel erreichen werden. Sie könnten von Meeresströmungen an die Küste des Eilands getrieben werden. Samen könnten vom Wind getragen werden. Oder sie reisen an Vogelfüßen klebend - oder im Verdauungstrakt der Tiere - an den neu entstandenen Ort.
Damit sie auf fruchtbaren Boden fallen, braucht es erneut tierische Hilfe: Vogelkot als Dünger, ebenso wie auf der Insel verendete Vögel, könnten dazu beitragen, dass sich langsam ein nährstoffreicher Boden bildet. Ihn interessiere der Effekt der Vögel auf das entstehende pflanzliche Ökosystem am meisten, sagt Kaichi: „Wie ihr Dünger die Vegetation bereichert und wie ihre Aktivitäten sie vielleicht stören.“
Unberührte Insel vor Island - Eine Insel gibt es bereits, auf der Biologen ähnliche Daten sammeln: Surtsey, das sich 1963 aus dem Meer erhoben hat und rund 30 Kilometer vor der isländischen Küste liegt. Die Insel zählt zum Unesco-Welterbe. Die einzigen, die sie betreten, sind Wissenschaftler, die die Entwicklung von Flora und Fauna dokumentieren. Laut Unesco finden sich auf dem Eiland inzwischen Dutzende Arten von Pflanzen, Pilzen und Flechten. Dazu kommen mehr als 80 Vogelspezies sowie über 330 Arten wirbelloser Tiere wie Insekten und Spinnen.
Nishinoshima wird zurzeit nur aus der Luft beobachtet, doch das wird sich sicher ändern. Biologen achten bei ihren Besuchen auf solchen Inseln genau darauf, möglichst nichts einzuschleppen. Kachi betont, wie wichtig es ist, sämtliches Material gründlich zu reinigen, das man mit auf die Insel nimmt. Dabei macht ihm allerdings eines Sorgen: „Biologen wissen das. Doch die ersten Wissenschaftler, die die Insel betreten, werden Geologen und Vulkanologen sein, die mit diesen Problemen vielleicht nicht vertraut sind.“ Er biete ihnen gerne seine Hilfe an.