GESELLSCHAFT
Leishmaniose ist zurück
Baku, 25. Dezember, AZERTAC
Eine fast überwundene Erkrankung breitet sich in Syrien und Nachbarländern aus. die Leishmaniose. Sie verursacht Entzündungen, es entstehen Beulen und Geschwüre, oft bleiben entstellende Narben zurück. Zehntausende sind betroffen.
Zuerst bilden sich Knötchen. Oft passiert das im Gesicht oder an den Händen. Die Haut entzündet sich, zum Teil schwillt das Gewebe an, es entstehen dicke Beulen oder Geschwüre.
Insbesondere wenn das Gesicht betroffen ist, kann das die Betroffenen entstellen. Und es besteht die Gefahr, dass durch die offenen Wunden Bakterien oder Pilze eindringen und zu weiteren Entzündungen führen. Meist vergeht rund ein Jahr, ehe alles verheilt. Doch zurück bleiben Narben.
In Syrien ist die Leishmaniose wieder zum Problem geworden. Verschiedene Medien, darunter der "Independent", berichteten kürzlich über die angeblich "fleischfressende" Krankheit. Was verbirgt sich tatsächlich dahinter?
Unter anderem in der Region um die syrische Stadt Aleppo tritt die sogenannte kutane Leishmaniose schon lange auf, sie wird deshalb auch als Aleppobeule bezeichnet. Sandfliegen übertragen die Krankheitserreger, die Leishmanien.
Zehntausende Fälle in den vergangenen Jahren - In den Fünfzigerjahren war die Zahl der Leishmaniose-Fälle im Nordwesten Syriens deutlich gesunken, berichtet die Weltgesundheitsorganisation WHO. Ein wichtiger Grund war wahrscheinlich, dass das Insektizid DDT damals in großem Maßstab eingesetzt wurde. 1988 habe es ein Wiederaufflammen mit rund 5000 gemeldeten Fällen gegeben, so die WHO. Seitdem seien die Zahlen stetig weiter gestiegen, und die Krankheit habe sich auch in neue Gebiete ausgebreitet.
Ein Fachartikel von 2014 bezieht sich auf Daten des syrischen Gesundheitsministeriums, wobei die Regierung schon ab Mitte 2012 die Kontrolle über Teile des Landes verloren hat und die Zahlen dementsprechend nicht ganz Syrien abdecken. Demnach gab es 2012 um die 53.000 Fälle und in der ersten Jahreshälfte von 2013 schätzungsweise 41.000 Fälle.
Die Forscher berichten in "Acta Dermato-Venereologica" auch von einem Gespräch mit dem Chef des Leishmaniose-Zentrums in Aleppo. Demnach habe die Krankheit 2013 allein dort 22.365 Menschen getroffen.
Dadurch, dass viele Menschen aus Syrien flüchten, treten auch vermehrt Krankheitsfälle in anderen Ländern auf. Laut einem Fachartikel gab es beispielsweise im Libanon zwischen 2001 und 2012 meist weniger als sechs Fälle pro Jahr. 2013 wurden dagegen 1033 Fälle gemeldet - die Mehrheit der Betroffenen waren syrische Flüchtlinge.
Leishmaniose wird nicht direkt von Mensch zu Mensch übertragen - dies könnte höchstens über das Blut geschehen, also zum Beispiel durch infizierte Injektionsnadeln. Erkrankte sind also nicht ansteckend.
Weitergegeben wird die Krankheit von Sandfliegen, die erst in eine infizierte Hautstelle stechen, dabei Leishmanien aufnehmen und dann später einen anderen Menschen stechen. Auch verschiedene Tiere wie Ratten und Hunde können die Erreger in sich tragen.
Behandlung verhindert die Narbenbildung - "Es ist wichtig, die Betroffenen zu behandeln, damit keine hässlichen Narben zurückbleiben", sagt Kinan Hayani von der Uniklinik Heidelberg. Vor 2011 hat er in Aleppo Leishmaniose-Patienten betreut. Auch wenn die Krankheit keine bleibenden gesundheitlichen Schäden hinterlässt, kann sie dauerhaft die Lebensqualität der Patienten senken, wenn sie durch die Narben entstellt werden.
Das bestätigten zwei kleinere Studien aus der Türkei. Unter Menschen, die akut von Leishmaniose betroffen waren oder diese durchgemacht haben, waren Angststörungen und Depressionen häufiger als unter jenen, die von der Krankheit verschont blieben. In seltenen Fällen könnten zudem die Schleimhäute befallen werden, wenn die Krankheit nicht behandelt werde, sagt Hayani.
In den meisten Fällen spritzt der Arzt in die betroffene Hautstelle ein Präparat, das das Schwermetall Antimon enthält und den Stoffwechsel der Parasiten behindert. Zusätzlich können Cremes und Salben zum Einsatz kommen.
Das wirksamste Mittel ist die Vorbeugung: ein guter Mückenschutz mithilfe von Repellents oder Moskitonetzen.