GESELLSCHAFT
Millionen Zugvögel enden in Ägypten auf dem Grill
Baku, den 7. Oktober (AZERTAG). In Ägypten hat die illegale Vogeljagd extreme Ausmaße abgenommen. Rund 140 Millionen Zugvögel landen jeden Herbst in Fangnetzen von Vogeljägern. Die Tiere werden auf Märkten als Delikatesse verkauft.
Naturfreunde haben die massenhafte Jagd auf Zugvögel in den Ländern am Mittelmeer beklagt. „Etwa 140 Millionen Zugvögel landen jeden Herbst in den Fallen ägyptischer Vogeljäger“, sagte der Vogelschutzexperte Lars Lachmann vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Millionen Vögel fliegen derzeit in wärmere Gefilde. Viele endeten in Fangnetzen in Ländern am Mittelmeer, vor allem in Ägypten.
Die Zugvögel würden auf den Märkten in Kairo und anderen Städten für ein paar Euro als Delikatesse verkauft und kämen auf den Grill. Das Bundesumweltministerium zeigte sich „besorgt“. Von der massenhaften Tötung seien auch seltene Arten wie Wachtelkönig, Wiedehopf und Pirol betroffen, hieß es.
Der illegale Fang von Zugvögeln bereitet Tierschützern schon länger Sorgen. Nachgestellt werde den Tieren unter anderem in Malta, Italien und auf Zypern. Der Fang in Ägypten allerdings habe mengenmäßig Dimensionen angenommen, dass man sich Sorgen um diverse Vogelarten machen müsse, sagte NABU-Ornithologe Lachmann.
Grillteller statt Winterquartier - Ein Beispiel sei der Wachtelkönig, der etwa in den Feuchtwiesen des Odertals in Brandenburg brüte. In den vergangenen Jahren seien teure Projekte entwickelt worden, um die Feuchtwiesen und damit die Wachtelkönig-Populationen zu stabilisieren. Im Herbst machen sich die Tiere auf zum Langstreckenflug nach Afrika südlich der Sahara. Statt im Winterquartier landeten viele auf dem Grillteller.
Das gleiche Schicksal teilen Nachtigallen, die nach Angaben von Fachleuten in der Hauptstadt Berlin besonders verbreitet sind. Aber auch Buchfinken, Baumpieper, Neuntöter oder Grasmücken würden auf die gleiche Weise gejagt. Nach Schätzungen des NABU endet jeder 17. Zugvogel in ägyptischen Fangnetzen. Allein 85 in Deutschland brütende Vogelarten seien betroffen.
Ägypter scheren sich nicht um Gesetze - Ein Problem dürfte sein, dass sich viele Menschen im krisengeschüttelten Ägypten derzeit kaum um Gesetze scheren, am allerwenigsten um Tierschutzgesetze. Viele Ägypter sind bettelarm, für sie ist der Fang von Zugvögeln eine wichtige Einnahmequelle geworden.
Erschwerend kommt offenbar hinzu, dass sich alle Fangnetze an der Küste und damit auf militärischem Sperrgebiet befinden.
Beobachtern zufolge zahlen die Vogelfänger den Militärs Geld, um ihre illegalen Fallen aufstellen zu können. Die Bundesregierung müsse sich darum insbesondere an das ägyptische Verteidigungsministerium wenden, um den von Korruption begünstigten „Vogelmord“ zu stoppen, forderte der NABU.