WELT
Obama und Castro schreiben Geschichte
Washington, 18. Dezember, AZERTAG
Die Vereinigten Staaten wollen ihre Kuba-Politik radikal ändern. 53 Jahre nachdem beide Länder ihre diplomatischen Beziehungen abgebrochen haben, will Washington wieder eine Botschaft in Havanna eröffnen.
US-Präsident Barack Obama verkündete diesen Kurswechsel am Abend in einer Rede. „Das sind die bedeutendsten Änderungen in unserer Kuba-Politik seit mehr als 50 Jahren“, sagte der Staatschef. „Das ist der Anfang der Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Kuba.“ Gleichzeitig wendete sich der kubanische Staatschef Raul Castro an sein Volk. „Obama verdient Respekt“, sagte der Castro - wie üblich in eine Militäruniform gekleidet.
Unter anderem wollen die USA die Handelsbeschränkungen aufheben und Reisen nach Kuba erleichtern. Ein Regierungsbeamter sagte: Im Mittelpunkt der Gespräche stehe die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen. Hochrangige Regierungsbeamte aus Washington sollen schon bald nach Havanna reisen.
Obama ist zu dem Schluss gekommen, dass das Kuba-Embargo wirkungslos sei. „Die Sanktionen hatten keinen Effekt, sondern haben dem Regime in Kuba den Vorwand geliefert, das Leben ihres Volkes zu erschweren“, sagte der Präsident. Obama rief Kuba zu weiteren Reformen auf - sowohl in der Wirtschaft als auch im Bereich der Menschenrechte.
Auf beide Regierungen warte viel Arbeit, sagte Obama. Und ergänzte auf Spanisch: „No es facil - es ist nicht einfach.“ Aber: „Todos somos Americanos - Wir sind alle Amerikaner.“
Kubas Staatschef Castro dankte Papst Franziskus und der kanadischen Regierung für ihre logistische Unterstützung bei der Geheimdiplomatie. Franziskus gratulierte beiden Präsidenten und versprach weitere Unterstützung bei der Verbesserung der bilateralen Beziehungen.
Das Weiße Haus bestreitet einen direkten Zusammenhang zwischen Gross' Ausreise und der Freilassung der Agenten. Der Deal habe lediglich den CIA-Spion auf Kuba und die drei kubanischen Gefangenen in den USA umfasst. Der Mann habe 20 Jahre in Kuba in den Gefängnissen gesessen, sagte Obama. Gross sei dagegen aus humanitären Gründen freigekommen, betonte die US-Regierung.
Obama hatte in den vergangenen Jahren einige Restriktionen gelockert, etwa bei Reisen und Geldtransfers von in den USA lebenden Exil-Kubanern in ihr Heimatland. Künftig sollen Menschen in den Vereinigten Staaten pro Quartal 2000 Dollar nach Kuba überweisen dürfen.
Zuletzt hatten beide Länder im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika zusammengearbeitet. Obama würdigte die Arbeit der Kubaner in seiner Ansprache.
Am Rande der Trauerfeier für den verstorbenen südafrikanischen Freiheitskämpfer Nelson Mandela hatten sich Obama und Castro die Hand geschüttelt. Anschließend hatte das Weiße Haus allerdings erklärt, dass die Begegnung nicht geplant gewesen sei. Am Dienstag sprachen beide Staatschefs erneut miteinander.