WELT
Ölpest bedroht Zyperns Küste
Baku, den 18. Juli (AZERTAG). Nach einem Pipeline-Leck breitet sich ein kilometerbreiter Ölteppich vor der Küste Zyperns aus. Der türkisch besetzte Nordteil der Mittelmeerinsel will nun sogar die Hilfe der Erzfeinde aus dem Süden in Anspruch nehmen.
Eine leckgeschlagene Pipeline droht der Mittelmeerinsel Zypern die größte Umweltkatastrophe ihrer Geschichte zu bescheren. Nordöstlich der Urlauberstadt Famagusta flossen im türkisch besetzten Nordteil der Insel rund hundert Tonnen Schweröl ins Meer. Bisher hatten die lokalen Behörden von zehn Tonnen gesprochen.
Nordzyprischen Medienberichten zufolge treibt vor der weitgehend unberührten Karpas-Halbinsel nun ein bislang fünf Kilometer großer Ölteppich. Nordzyperns Regierung, die zunächst jegliche auswärtige Unterstützung abgelehnt hatte, hat nun internationale Hilfe bei der Bekämpfung der Ölpest angefordert.
Das Unglück ereignete sich Dienstagnacht, als eine Leitung leckte, durch die Schweröl von einem etwa 200 Meter vor der Küste ankernden Tanker zu einem Ölkraftwerk des Betreibers Aksa an Land fließen sollte. Offenbar bemerkten in der Dunkelheit zunächst weder die Besatzung des Tankers „Kaptanoglu“ noch das Kraftwerkspersonal den Defekt der Pipeline. Ungehindert floss das Schweröl ins Mittelmeer.
Refugium für seltene Meeresschildkröten - Der betroffene Küstenabschnitt am Kap Elaia ist ein Refugium für Mönchsrobben und seltene Meeresschildkröten. Zudem gibt es hier bedeutende Aquakulturen. Erste Fischzüchter aus der Region berichteten, der Ölteppich habe ihre Farmen bereits erreicht. Der Verband der türkisch-zyprischen Biologen sprach von der „größten Katastrophe in der Geschichte der Insel“.
Nach Informationen werden die türkisch regierten Nordzyprer nun sogar erstmals die Hilfe des griechischen Südens der Insel in Anspruch nehmen. Zypern ist seit der türkischen Invasion im Jahr 1974 geteilt, zwischen den beiden Landesteilen besteht eine Pufferzone der Vereinten Nationen. Bis Mittwochmittag hatte Nordzyperns Regierung jegliche Hilfe des Südens abgelehnt. Nun aber sollen die Griechenzyprer ein Spezialgerät zum Absaugen des Öls von der Meeresoberfläche liefern. Den politisch äußerst heiklen Transport sollen die Blauhelme übernehmen.
Schon vorvergangenes Jahr hatten die Volksgruppen nach einem schweren Kraftwerksunglück kurzzeitig zusammengearbeitet. Als das größte Kraftwerk des Südens nach einer Explosion wochenlang ausfiel, lieferte der Norden dank der Vermittlung durch die beiden Handelskammern Strom in den Süden. Eine politische Entspannung brachte das allerdings nur kurzzeitig. Die Verhandlungen über eine Annäherung der beiden Volksgruppen liegen seit Monaten auf Eis.