WELT
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro will Uhrzeit umstellen
Baku, 15. April, AZERTAC
Freitags frei, Föhnverbot für Frauen - und nun will Venezuelas Präsident Maduro auch noch an der Uhr drehen. Gegen die nationale Stromnot scheint jedes Mittel recht.
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro will wegen akuter Stromknappheit die Uhrzeit umstellen. "Ich werde die Zeitzone ab dem 1. Mai ändern, um das Energiesparen im Land zu verstärken", verkündete der Sozialist am Donnerstag bei einer Rede im Regierungspalast in Caracas.
Derzeit ist Venezuela 6,5 Stunden hinter der Mitteleuropäischen Sommerzeit zurück - wie genau die Zeitzone geändert werden soll, will Maduro in den nächsten Tagen bekannt geben.
In der kommenden Woche soll es für viele Bürger zudem neue Stromferien geben. Der Montag werde arbeits- und schulfrei sein, Dienstag ist ohnehin ein Feiertag, und den Freitag hatte Maduro wegen der Energieengpässe schon zuvor bis Juni zum arbeitsfreien Tag in der öffentlichen Verwaltung erklärt.
Auch in Privatunternehmen soll drastisch Energie eingespart werden, zum Beispiel in den größten Einkaufszentren des Landes. Offizielles Ziel ist es, die Energieeinsparungen zu verdoppeln. Die Bürger sollen sich ebenfalls am Stromsparen beteiligen. So hatte Maduro alle Frauen des Landes dazu aufgerufen, auf das Föhnen zu verzichten.
Wasserknappheit und Wirtschaftskrise - Hauptgrund für den außergewöhnlichen Notstand in Venezuela ist der Wassermangel im Stausee El Guri im Süden des Landes. Das dortige Wasserkraftwerk deckt mehr als 60 Prozent des Energiebedarfs in Venezuela. Maduro macht das Klimaphänomen El Niño für einen starken Temperaturanstieg verantwortlich, der den Wasserpegel im See hat enorm sinken lassen.
Henning Suhr, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Venezuela, sagt indes, die Regierung trage eine Mitschuld. "In den vergangenen Jahren hat sie keine neuen Stauseen und Kraftwerke in Betrieb genommen, obwohl die Bevölkerungszahl und somit der Konsum stetig gestiegen ist", sagte er.
Venezuela steckt in einer schweren Wirtschaftskrise: Lebensmittel und Medikamente sind knapp, es herrscht extreme Inflation. Die größten Mobilfunkanbieter haben nach Angaben der Nachrichtenagentur AP angekündigt, künftig keine internationalen Gespräche mehr aus dem Land anzubieten, da die Rechnungen nicht bezahlt würden. Die Post wird nur noch unregelmäßig zugestellt.
Die Opposition hatte Maduros Energiesparpläne mehrfach kritisiert. Angesichts der Krise dürfe unter keinen Umständen eine Viertagewoche verordnet werden, hieß es.
Die Maduro-Regierung hatte die Mehrheit im Parlament bereits im Dezember an die konservative Opposition verloren. Doch die Amtszeit des Präsidenten läuft noch bis 2019.