GESELLSCHAFT
Wachsender Energiebedarf bedroht die globalen Trinkwasserressourcen
Baku, den 22. März (AZERTAG). 770 Millionen Menschen haben heute keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Der weltweite Wasserbedarf wird bis 2030 nach Schätzungen der Vereinten Nationen um 40 Prozent steigen. Zeitgleich werde der Energiebedarf der Welt um die Hälfte und der Nahrungsmittelbedarf um rund ein Drittel ansteigen, heißt es in einem Bericht der Vereinten Nationen anlässlich des Weltwassertags am Samstag.
Derzeit haben demnach weltweit fast 770 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Etwa 2,6 Milliarden Menschen lebten ohne grundlegende Sanitäreinrichtungen. 1,3 Milliarden Menschen sind nicht an ein Stromversorgungsnetz angeschlossen.
"Die Orte, an denen Menschen keinen ausreichenden Zugang zu Wasser haben, stimmen größtenteils mit denen überein, an denen sie keinen Strom haben", hieß es in dem „World Water Development Report 2014“, der bislang alle drei Jahre erschien, seit diesem Mal jedoch jährlich.
„Der Zugang zur Wasser- und Energieversorgung ist ein Schlüsselelement für die Entwicklung eines jeden Menschen und einer jeden Gesellschaft“, sagte der leitende Autor des Berichts, Richard Connor, bei einer Pressekonferenz in Paris.
Die weltweite Wasserversorgung wird nach Einschätzung der Autoren auch vom steigenden Energiebedarf in vielen Ländern bedroht. Schon jetzt sei die Energieproduktion für 15 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs verantwortlich, 2035 werde diese Zahl sogar bei 20 Prozent liegen.
Bei rund 90 Prozent der globalen Energieproduktion werde sehr viel Wasser gebraucht, zum Beispiel bei der Herstellung von Biotreibstoffen. Bei anderer Energiegewinnung werde ein großer Teil nicht nur zur Kühlung genutzt und dann wiederverwertet, sondern verbraucht. Der weltweite Energiebedarf werde bis 2035 um 70 Prozent steigen – rund die Hälfte davon vereinen China und Indien auf sich.
Auch der WWF warnt vor einer bedrohlichen Verknappung der lebenswichtigen Ressource. Über 70 Prozent der Erde sind von Wasser bedeckt, doch nur drei Prozent sind trinkbares Süßwasser, und davon ist wiederum nur ein Prozent erreichbar.
Mehr als die Hälfte der Flusssysteme, Moore und Seen sind laut WWF in den vergangenen 100 Jahren verschwunden. Mit ihnen haben sich die Bestände aller bekannten Süßwasserpflanzen- und Tierarten um die Hälfte reduziert.
Die Verschmutzung von Trinkwasser und die Zerstörung von Feuchtgebieten sei eine schleichende, globale Umweltkatastrophe, so der WWF. In den Entwicklungs- und Schwellenländern würden noch heute 80 bis 90 Prozent der Abwässer direkt in Flüsse oder Seen geleitet. Dabei könne bereits ein Liter Abwasser etwa acht Liter sauberes Wasser verschmutzen.
Im Gegenzug verbraucht laut WWF-Berechnungen schon die Produktion eines einzigen Fast-Food-Menüs 6000 Liter Wasser, rechnet man Anbau von Kartoffeln und Getreide, Viehfütterung und Getränkeherstellung zusammen. Für die Herstellung eines Kilogramms Rindfleisch fallen sogar ungefähr 15.000 Liter Wasser an, so etwa für die Bewässerung von Äckern.
Ein Deutscher verbraucht durchschnittlich etwa 120 Liter Wasser pro Tag unter anderem zum Trinken und Duschen. Das ist jedoch nur ein geringer Teil der tatsächlichen Menge. Die liegt mittlerweile bei rund 4000 Litern pro Person und Tag. So viel „virtuelles Wasser“ ist erforderlich, um die Waren zu produzieren, die die Bundesbürger täglich konsumieren.
Diesen Begriff prägte in den 1990er Jahren der englische Geograf John Anthony Allan. Darunter versteht man die Menge an Wasser, die während des gesamten Herstellungsprozesses eines Produkts verbraucht, verdunstet oder verschmutzt wird.
Die Idee entwickelte der niederländische Professor für Wassermanagement, Arjen Hoekstra, weiter. Er prägte den Begriff „Wasser-Fußabdruck“, der sich aus einem internen und einem externen Anteil zusammensetzt.
Die gesamte Menge Wasser, die in einem Land von Industrie, Landwirtschaft und privaten Haushalten verbraucht wird, ergibt den internen Wasser-Fußabdruck. Hinzu kommt jener externe Anteil, den ein Land für den eigenen Konsum aus anderen Ländern importiert. Das gilt zum Beispiel für Obst aus Wüstenländern, für dessen Anbau viel Wasser benötigt wird.
Trinkwasser ist indes auch in Deutschland laut Statistischem Bundesamt in den vergangenen Jahren teurer geworden. Für 1000 Liter zahlten die Bundesbürger 2013 1,69 Euro. Das bedeute einen mengenbezogenen Preisanstieg um acht Prozent seit 2005. Die jährliche Grundgebühr stieg im selben Zeitraum um fast 19 Prozent auf bundesweit durchschnittlich 70,98 Euro.
Die Trinkwasserentgelte weichen nach Angaben der Statistiker in den einzelnen Bundesländern teilweise erheblich vom Bundesdurchschnitt ab. Das niedrigste Entgelt war 2013 mit 1,23 Euro für 1.000 Liter in Niedersachsen zu zahlen.
Das höchste Trinkwasserentgelt von 2,17 Euro im Durchschnitt wurde in Berlin erhoben, wo es aber mit 17,58 Euro zugleich die niedrigste durchschnittliche Grundgebühr gab. Die höchste Grundgebühr fiel in Thüringen mit 126,07 Euro an.
Der Weltwassertag wird seit 1993 jährlich am 22. März begangen.