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Babys überflügeln Erwachsene beim Regel-Lernen
Baku, den 11. September (AZERTAG). Wenn Kleinkinder sprechen lernen, dann passiert das normalerweise in beeindruckendem Tempo. Deutsche Forscherinnen haben nun herausgefunden, dass die Babys Grundbausteine der Sprache schneller erkennen als Erwachsene.
Irgendwann ist es da, das erste Wort. Die Sprachentwicklung bei Kindern passiert normalerweise mit großer Geschwindigkeit - auch lange Zeit bevor die Kleinen selbst sprechen. So ist bekannt, dass Säuglinge schon sehr früh die Grammatikregeln einer Sprache lernen können - selbst wenn sie diese noch gar nicht beherrschen.
Nun zeigt sich: Die Kleinkinder erkennen sogar besser als Erwachsene, welchen Regeln gesprochene Sprache folgt. Schon im Alter von drei Monaten lernen sie schnell, welche Silben zusammengehören und welche nicht.
Wissenschaftlerinnen vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig hatten Babys und Erwachsenen Silben vorgespielt, die immer in bestimmter Abfolge miteinander verknüpft waren. Dann mischten sie auch einige abweichend zusammengesetzte Silbenfolgen darunter - und verletzten so die unausgesprochene Sprachregel.
„Die Gehirnreaktion der Kinder zeigte uns, dass sie diese Verletzungen erkannten, also die Regel automatisch extrahiert hatten“, erklärt Erstautorin Jutta Mueller. Den erwachsenen Probanden sei dies hingegen nicht gelungen. Selbst als sie aufgefordert wurden, gezielt nach Regeln in dieser Fantasiesprache zu suchen, schafften dies nur einige, wie die Forscherinnen im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ berichten.
Falsche Silben, hohe Töne-Für ihre Studie hatten die Forscherinnen 65 drei Monate alten Säuglingen jeweils 20 Minuten lang verschiedene Silbenkombinationen vorgespielt. In diesen dreisilbigen Kunstworten war die Einstiegssilbe „le“ immer mit der Endsilbe „bu“ kombiniert und die Anfangssilbe „fi“ mit „to“ als Endsilbe.
„Solche Abhängigkeiten zwischen nicht benachbarten Silben bilden einen der Grundbausteine menschlicher Sprache und finden sich bei vielen grammatikalischen Regeln“, erklärt Mueller. Von Zeit zu Zeit trat in dem Sprachstrom aber eine Silbe in der falschen Kombination auf, beispielsweise „le-wi-to“ statt des richtigen „le-wi-bu“. Damit wurde die Regel verletzt.
Zusätzlich wurde ab und zu auch eine Silbe in einer höheren Tonlage gesprochen. Die Hirnstrommessungen zeigten, dass nur die 32 Babys, die auf diese Tonhöhenunterschiede mit einer Abweichung in den Kurven des Elektroenzephalogramms (EEG) reagierten, auch die Regelabweichung erkannten.
Die 33 Säuglinge, deren Gehirn dazu noch nicht in der Lage war, reagierten dagegen überhaupt nicht auf die abweichenden Silben. Wie die Forscherinnen berichten, gab es einen ähnlichen Zusammenhang auch bei den 36 Erwachsenen, die den gleichen Test absolvierten: Die 10 Teilnehmer, die nach Aufforderung die Regel entdeckten, reagierten ebenfalls im EEG stärker auf Tonhöhenabweichungen als die 26, die die Regel gar nicht identifizieren konnten.