WELT
Das neue Berggeschrei
Baku, den 10. September (AZERTAG). Nach mehr als 20 Jahren soll der Bergbau im Erzgebirge wieder beginnen. Unter der Erde lagern Fluss- und Schwerspat-Minerale, ohne die es weder Antihaft-Bratpfannen noch Outdoor-Jacken gäbe. Jetzt ist ihr Preis derart gestiegen, dass sich das Schürfen in Sachsen wieder lohnt.
Über Hunderte von Jahren haben sich Bergleute durch das Erzgebirge gewühlt - auf der Suche nach verborgenen Schätzen. So förderten sie viele Tausend Tonnen unter anderem von Arsen, Blei, Eisen, Kobalt, Kupfer, Nickel, Schwefel, Silber, Uran, Wismut, Zink und Zinn. Mit dem Silber war dann allerdings Anfang des 20. Jahrhunderts Schluss, mit Blei-Zinkerzen im Jahr 1969. Und seit mehr als 20 Jahren ruht der Erz- und Spatbergbau in der Region quasi komplett. Die letzten Bergwerke im Erzgebirge haben im Jahr 1991 dichtgemacht.
Doch nun interessieren sich Firmen dafür, die lange Tradition mit neuem Leben zu erfüllen. Die Zeitungen sprechen deswegen wieder vom „Berggeschrei“, in Anlehnung an die jahrhundertealte Formulierung. Und als andere nur davon redeten, schuf ein Team um den Freiberger Geowissenschaftler Wolfgang Schilka, in der Nähe des erzgebirgischen Wintersportortes Oberwiesenthal schon einmal Fakten.
Die Erzgebirgischen Fluss-und Schwerspatwerke sicherten sich unter Schilkas Regie die Abbaurechte für ein Grubenfeld am dortigen Bachberg. Es geht um eine grenzüberschreitende Lagerstätte, die sich nach Tschechien hinein fortsetzt und seit DDR-Zeiten bekannt ist. Das Archiv des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Freiberg lieferte die entscheidenden Daten. Und einige der Geologen von damals arbeiten nun an der Förderung des wertvollen Rohstoffs mit. Auf neuerliche Probebohrungen verzichteten sie deswegen kurzerhand.
Die Gegend hat eine lange Bergbautradition: Silber, Eisen, Zinn und Kupfer haben Bergleute ein halbes Jahrtausend lang hier gefördert, im 20. Jahrhundert dann auch noch Uran. Nun soll ab dem kommenden Jahr ein neues Bergwerk die Industrieminerale Fluss- und Schwerspat liefern.