WELT
Ein Staat im Ausnahmezustand
Baku, den 16. Dezember (AZERTAG). Die griechische Bevölkerung wehrt sich heftig gegen das harte Sparprogramm der Regierung. Die Innenstädte von Athen und Thessaloniki sind erneut Schauplätze gewalttätiger Proteste. Unterdessen legt ein Streik das ganze Land lahm.
Vermummte Demonstranten haben sich in Athen Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Die Krawalle brachen am Mittwoch am Rande eines zunächst friedlichen Protestes gegen das Sparprogramm der griechischen Regierung aus. Vor dem Parlament attackierten Randalierer die Polizei mit Brandflaschen.
Die Beamten setzten Tränengas und Blendgranaten ein. Immer wieder waren Explosionen zu hören. Zahlreiche Menschen flüchteten aus dem Zentrum der Hauptstadt. Streiks gegen den Sparkurs der Regierung legten unterdessen weite Teile des Landes lahm.
Die Randalierer versuchten zudem, das Finanzministerium mit Brandbomben anzustecken. Die Polizei konnte sie jedoch daran hindern. Mit Faustschlägen verletzten Unbekannte den ehemaligen Minister und jetzigen Abgeordneten der konservativen Partei, Kostis Hatzidakis, den sie auf der Straße vor dem Parlament antrafen. Das Büro des Abgeordneten teilte mit, er sei außer Lebensgefahr.
Weitere drei Menschen wurden nach Krankenhausangaben leicht verletzt. Zehn wurden festgenommen. Am Nachmittag beruhigte sich die Lage wieder, wie Augenzeugen berichteten. Auch in der Hafenstadt Thessaloniki kam es zu Ausschreitungen. Dort wurden nach Polizeiangaben 30 Personen festgenommen.
In Athen gingen nach Schätzungen der Polizei mehr als 20.000 Menschen auf die Straße, um friedlich gegen das Sparprogramm zu protestieren. Die Veranstalter sprachen von 50.000 Demonstranten. Sie skandierten «Diebe, Diebe» vor dem Parlament und forderten, dass die Verantwortlichen für die dramatische Finanzlage des Landes auf dem zentralen Syntagma-Platz gehängt werden sollten.
Die Proteste richten sich gegen die sozialistische Regierung, die im Kampf gegen die massive Staatsverschuldung auch auf Druck der Europäischen Union harte Einschnitte beschlossen hat.