WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Mongolei: Forscher 3000 Jahre alte Pferdegebisse entdeckt
Baku, 3. Juli, AZERTAC
Seit jeher wissen Menschen, wie wichtig ein gutes Gebiss bei Pferden ist. Wer ein Pferd kauft, prüft seine Zähne. Nur einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, wie das Sprichwort besagt. Sollte ein Tier doch Probleme mit seinem Gebiss haben, hilft heutzutage der Pferdezahnarzt.
Doch diese Art der medizinischen Versorgung ist offenbar viel älter als gedacht. Wissenschaftler haben nun nämlich Hinweise auf Zahnbehandlungen bei Pferden entdeckt, die mehr als 3000 Jahre zurückliegen. Bei den Funden handle es sich um die weltweit ältesten derartigen Belege, berichtet das Forscherteam in den "Proceedings of the National Academy of Sciences".
Sie hatten Skelettreste von Pferden einer mongolischen Hirtenkultur untersucht, die verdächtige Lücken im Gebiss aufwiesen. Die Untersuchungen zeigten: Die fehlenden Zähne müssen chirurgisch entfernt worden sein.
Die Tiere gehören in die Zeit der sogenannten Hirschstein-Khirigsuur-Kultur (ca. 1300 bis 700 vor Christus). Wissenschaftler vermuten, dass die Mongolen dieser Zeit als Nomaden lebten. Sie beerdigten ihre Toten häufig gemeinsam mit Pferden in steinernen Grabhügeln. Auch deshalb gehen Forscher davon, dass die Pferde eine zentrale Rolle für die Nomaden gespielt haben.
Vermutlich entfernten die Menschen nicht nur die Zähne, die den Tieren Schmerzen beim Fressen machten. Der Eingriff könnte auch entscheidend gewesen sein, wenn die Pferde in Kriegen als Reittiere zum Einsatz kommen sollten.
Zaumzeug mit Metallgebiss - Denn vor etwa 3000 Jahren wurden auch Zaumzeuge mit metallenen Gebissen entwickelt, mit denen die Tiere besser kontrolliert werden konnten. Litten die Pferde jedoch unter Zahnfehlbildungen oder kranken Zähnen könnte das Mundstück zusätzliche Schmerzen verursacht haben, vermuten die Forscher.
Das gilt beispielsweise für sogenannte Wolfszähne - kleine, nicht immer angelegte Zähne bei Pferden. Sie werden auch heute üblicherweise schon bei Jungtieren entfernt.
Wie genau die Menschen vor 3000 Jahren die Pferdezähne zogen und wie sie es schafften, die Tiere dabei ruhig zu halten, ist unklar. Heute entfernen Pferdehirten in der Mongolei Wolfszähne beispielsweise mit einem Schraubenzieher. Die Tiere werden bei dem Eingriff meist betäubt.
"Man betrachtet die Tiermedizin oft eher als eine westliche Wissenschaft", sagt William Taylor vom Jenaer Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, der an der Studie mitgearbeitet hat.
Die Ergebnisse zeigten jedoch, dass das Wissen wohl nicht in den sesshaften Zivilisationen Chinas oder des Mittelmeerraumes entstand, sondern bereits Jahrhunderte zuvor bei den Nomadenvölkern, deren Leben entscheidend vom Wohlergehen ihrer Pferde abhing.
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