WELT
Wie Forscher dem Weißen Hai auf den Zahn fühlen
Baku, den 19. September (AZERTAG). Mit abenteuerlichen Methoden untersuchen amerikanische Wissenschaftler den gefährlichsten Räuber der Ozeane. Um mehr über sein Leben herauszufinden, müssen sie eine Bohrmaschine benutzen.
Ganz plötzlich wird es hektisch an Bord der „Ocearch“, einem ehemaligen Krabbenkutter. Die Fischer und Forscher sind alarmiert, denn eines ihrer Suchboote hat einen Weißen Hai am Haken. Gleich werden sie es mit einem Raubfisch zu tun bekommen, der mehr als 900 Kilogramm wiegt und über fünf Meter lang ist. Und sie werden ihm nahe kommen - sehr nahe.
„Ich bin ganz schön nervös“, sagt Hai-Experte Greg Skomal. Er hat Erfahrung mit den Weißen Haien, hat sie schon für Forschungszwecke markiert, aber nicht so, wie er es gleich machen wird und vor allem nicht aus nächster Nähe.
Langsam bringt die Crew des Suchboots das Tier zur „Ocearch“. Deren Kapitän Brett McBride leitet das Tier vorsichtig auf eine Holzplattform mit Metallwänden und springt barfuß hinein. Langsam wird die Plattform aus dem Meer gehoben, bis sie auf Höhe des Decks der fast 40 Meter langen „Ocearch“ liegt. Der Hai bäumt sich auf, schlägt um sich, entblößt die Zähne und krümmt sich so, dass Kopf und Schwanz aus dem abfließenden Wasser ragen.
Die Forscher haben nur 15 Minuten-McBride wirft dem Weibchen, dass er „Genie“ tauft, ein nasses Handtuch über die Augen und löst den 60 Zentimeter langen Haken aus ihrem Maul. Dann pumpt er mit zwei dicken Schläuchen Wasser auf ihre Kiemen. Jetzt springt auch der Rest des Teams in Jeans und Pulli auf die Plattform - die Uhr tickt. Sie messen den Fisch aus: 4,50 Meter lang und 1.039 Kilogramm schwer. Dann bringen sie einen Satellitensender, einen Beschleunigungsmesser und einen akustischen Sender mit Hilfe eines Elektrobohrers an der Rückenflosse an.
Gleichzeitig nehmen Forscher Blut- und Gewebeproben. Nach knapp 15 Minuten krabbeln alle aus der Plattform und sie wird wieder abgesenkt. McBride greift den Hai am Schwanz und leitet ihn vorsichtig zurück ins Meer, in dem „Genie“ schnell abtaucht. Das Team feiert.