WELT
Ein ganzes Fischerdorf legt sich mit Peking an
Baku, den 15. Dezember (AZERTAG). Seit Wochen verbarrikadieren sich die Bewohner eines chinesischen Dorfs aus Protest gegen korrupte Funktionäre vor Ort. Jetzt schlägt die Zentralmacht zu.
Die chinesischen Behörden wollen mit aller Härte gegen Proteste in einem südlichen Dorf der Provinz Guangdong vorgehen. Zugleich solle gegen örtliche Funktionäre wegen der Enteignung von Land ermittelt werden, die eine Ursache der Proteste in dem Fischerdorf Wukan sind, teilte der geschäftsführende Bürgermeister der Stadt Shanwei, Wu Zili, nach einer Meldung der Chinesischen Nachrichtenagentur mit.
Demonstranten haben das 20.000 Einwohner zählende Fischerdorf praktisch seit September übernommen, nachdem örtliche Funktionäre entweder vor ihnen die Flucht ergriffen, sich mit dem Geld aus Landverkäufen davongemacht hatten oder entlassen worden waren.
Bei den Protesten wurden Fensterscheiben eingeworfen, es gab Zusammenstöße mit der Polizei. In den folgenden Monaten reichten die Dorfbewohner Petitionen ein und trafen sich mit ranghöheren Kommunalpolitikern.
Die jüngsten Unruhen begannen vor fünf Tagen, als die Polizei die nach Wukan führenden Straßen absperrte. Auch Lebensmittellieferungen werden nicht durchgelassen, berichteten Dorfbewohner telefonisch.
Am Sonntag erlag ein Mann, der an den Protesten im September teilgenommen haben soll, in Polizeigewahrsam einem Herzinfarkt, berichteten amtliche Medien. Dorfbewohner vermuten, dass Xue Jinbo in der Haft zu Tode geprügelt wurde.
Hintergrund sind explodierende Bodenpreise angesichts der boomenden Wirtschaft insbesondere im Süden des Landes. Streit um Bauland für Industrie- und Wohngebiete ist inzwischen eine der häufigsten Ursachen für Proteste in China.