GESELLSCHAFT
Hepatitis B sei nicht heilbar, aber es gebe Medikamente, die das Virus unterdrücken
Baku, den 27. Juli (AZERTAG). Jeder kann sich eine Hepatitis einfangen. Das Problem: Viele wissen gar nicht, dass sie mit dem Virus infiziert sind. Dabei gibt es ganz klar vier Gruppen von Menschen, die sich testen lassen sollten.
Die Leber leidet stumm, sagen Mediziner. Der flapsige Spruch verweist auf ein ernstes Problem: Durch Hepatitis-Viren ausgelöste Leberentzündungen bleiben oft unentdeckt.
Frühsymptome wie Fieber, Gliederschmerzen, Übelkeit oder Müdigkeit kann man auch für Grippe halten. Und selbst solche Warnzeichen bleiben oft jahrelang aus. Manchmal fallen bei einer Routineuntersuchung erhöhte Leberwerte auf, „was jedoch oft ignoriert wird“, beklagt die Selbsthilfeorganisation. Unentdeckt können bei Infektionen zu Leberzirrhose und -krebs führen.
„Die Behandlung hat in den letzten zehn Jahren große Fortschritte gemacht“, bilanziert die Leberhilfe zum Welt-Hepatitis-Tag am kommenden Sonntag, den die Weltgesundheitsorganisation 2011 eingeführt hat. Das Problem: „Wir können nur helfen, wenn wir wissen, wer betroffen ist“, sagt Professor Heiner Wedemeyer, Oberarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover. Der Tag steht in diesem Jahr unter dem Motto “Näher als Du denkst“.
Hepatitis B sei nicht heilbar, aber es gebe Medikamente, die das Virus unterdrückten; gegen Hepatitis C würden voraussichtlich 2014 und 2015 neue, nebenwirkungsfreie Wirkstoffe zugelassen, fasst Wedemeyer den Stand der Therapiemöglichkeiten zusammen. „Damit sind wir in der Lage, eine chronische Erkrankung zu heilen - das ist in der Medizin fast einmalig.“
Auch die Ursachenforschung geht voran. So haben Forscher des Frankfurter Universitätsklinikums kürzlich neue Faktoren ausgemacht, die Hepatitis B begünstigen. Ihre Erkenntnisse wurden im Fachmagazin „Hepatology“ publiziert.
„Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und der Ausbreitung des Hepatitis-B-Virus in der Leber“, erklärt Forschungsgruppenleiter Christian Lange. Eine niedrige Vitamin-D-Konzentration war in dieser Studie eine der stärksten Determinanten für eine hohe Konzentration an Hepatitis-B-Viren im Blut. „Diese Erkenntnis eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die medikamentöse Behandlung der Erkrankung“, schreiben die Forscher.
Sie hatten vier Jahre lang mehr als 200 Patienten mit chronischer Hepatitis B untersucht und unter anderem ungewöhnlich oft einen Vitamin-D-Mangel entdeckt. Zudem: Stieg die Konzentration des Vitamins im Blut etwa durch den Einfluss des Sonnenlichtes im Sommer, so sank die Virenzahl - und umgekehrt. Dies legt nach Langes Angaben eine ursächliche Verbindung zwischen dem Vitaminmangel und den Viren nahe. Jetzt will das Team prüfen, inwieweit Vitamin D zur Behandlung chronischer Hepatitis B eingesetzt werden kann.