Indische Sportler erwägen Olympia-Boykott
Baku, den 26. November (AZERTAG). Den Organisatoren von Olympia 2012 in London droht eine Blamage: Indische Sportler wollen die Sommerspiele boykottieren, weil sie den Sponsor Dow Chemical in der Verantwortung für die tödliche Chemie-Katastrophe von Bhopal sehen. Olympia-Chef Coe bleiben nur wenige Tage, um die Inder zu überzeugen.
Dabeisein ist alles lautet der olympische Gedanke. Doch dieses Motto könnte sich bei den Olympischen Spielen 2012 in London nicht für alle erfüllen. Denn Athleten aus Indien drohen mit einem Boykott der Sommerspiele. Grund ist ein heikler Sponsorendeal von Sebastian Coe, dem Chef des Organisationskomitees.
Der britische Mittelstrecken-Olympiasieger hat den US-Chemiekonzern Dow Chemical als Geldgeber angeworben. Es soll um 100 Millionen Dollar gehen. Doch der Konzern steht in Verbindung mit einer der weltweit größten Umweltkatastrophen: Am 3. Dezember 1984 waren im indischen Bhopal etwa 46.000 Tonnen Giftgas aus einem Werk des amerikanischen Chemie-Riesen Union Carbide entwichen. Dabei kamen mehr als 20.000 Menschen ums Leben. Seit 2001 ist Union Carbide eine Tochterfirma von Dow Chemical.
Seit der Konzern im Juli 2010 als Großförderer in das Sponsorenprogramm des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) aufgenommen wurde, gibt es in Indien Protest. Inzwischen melden sich auch Menschenrechtsgruppen zu Wort, die ein Eingreifen der indischen und britischen Regierung fordern. Der Streit zieht immer weitere Kreise.
Laut dem britischen „Independent“ mischte sich nun die Labour-Politikerin Tessa Jowell ein. Als Olympia-Ministerin kümmerte sie sich von 2005 bis 2010 gemeinsam mit Coe um die Organisation der Spiele. Jowell rief den Organisationschef nun an und drängte ihn, den Sponsorenvertrag mit Dow Chemical aufzulösen. „Man sollte dieses Risiko des Image-Verlusts nicht eingehen“, sagte sie der Zeitung. Die Politikerin will nun selbst nach Indien reisen, um die Wogen zu glätten.