WELT
UNO: "Internationale Gemeinschaft müsse ihre Hilfe weiter verstärken"
Baku, 30. März, AZERTAC
Zum ersten Mal seit Ausbruch des Syrienkonflikts befinden sich mehr als fünf Millionen syrische Flüchtlinge in den Ländern Türkei, Libanon, Jordan, Irak und Ägypten. Das geht aus Erhebungen des Uno-Hilfswerks UNHCR hervor. Im Herbst 2016 lag die Zahl im Schnitt meist noch bei 4,8 Millionen Menschen.
Seit Anfang des Jahres ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Diese Zunahme liege hauptsächlich an der jüngst erfolgten Registrierung von einigen 10.000 Flüchtlingen in der Türkei, sagte ein UNHCR-Sprecher. Fast drei Millionen der Vertriebenen hätten demnach Zuflucht in der Türkei gefunden.
Die internationale Gemeinschaft müsse ihre Hilfe weiter verstärken, forderte der Uno-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi. So sei ein Jahr nach der Forderung, 500.000 Plätze zur Wiederansiedlung zu schaffen, gerade erst die Hälfte erfüllt. "Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, müssen wir 2017 und darüber hinaus unsere Anstrengungen verstärken", sagte Grandi.
Nach Europa flüchteten von 2011 bis Oktober 2016 fast 900.000 Syrer. Die meisten von ihnen stellten in Deutschland und Schweden einen Asylantrag. In den Golfstaaten leben Hunderttausende Syrer, die aber nicht als Flüchtlinge registriert sind. Rund 6,3 Millionen Menschen haben sich in andere Gebiete innerhalb Syriens in Sicherheit gebracht.
Im März 2016 hatten sich Dutzende wohlhabende Staaten darauf geeinigt, zur Entlastung der von der Flüchtlingskrise besonders betroffenen Nachbarländer zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. Ziel war es, zumindest zehn Prozent der damals rund 4,8 Millionen Flüchtlinge aufzunehmen. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns, die Wiederansiedlung voranzutreiben", sagte Grandi.
Seit den ersten Protesten im Frühjahr 2011 im Zuge des Arabischen Frühlings befindet sich das Land in einem Bürgerkrieg, der eine immense Flüchtlingswelle auslöste. Täglich passieren unzählige Menschen die Grenzen des Landes, um in den Nachbarstaaten Schutz zu suchen. Laut UNHCR befinden sich viele der Menschen in einem Schockzustand, sind verängstigt und ohne Ersparnisse.
Ein Ende der Krise ist auch sechs Jahre nach dem Beginn des Kriegs noch nicht in Sicht. Zwar finden inzwischen Friedensgespräche statt, aber Regierungsvertreter und Opposition begegnen sich nach wie vor mit tiefem Misstrauen. Immer wieder kommt es darüber hinaus zu schweren Kämpfen - wie kürzlich in der syrischen Hauptstadt Damaskus.