WELT
Ägyptens Polizei feuert in die Menschenmassen
Baku, den 3. Februar (AZERTAG). Die Lage in Ägypten gerät nach den Stadionkrawallen außer Kontrolle. In Suez schossen Polizisten auf Demonstranten, zwei Menschen starben. Die wütenden Bürger fordern den Rücktritt des Militärchefs - manche sogar seine Hinrichtung.
Die Unruhen in Ägypten greifen von Kairo auf andere Städte über - es war eine blutige Nacht im Land. Bei Zusammenstößen in Suez, rund 140 Kilometer östlich der Hauptstadt, starben zwei Demonstranten durch Polizeischüsse. Mindestens 30 Menschen wurden nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern verletzt.
Zeugen berichteten, die Polizei habe zunächst vergeblich versucht, die Demonstranten auseinanderzutreiben. Diese hätten den Hauptsitz der örtlichen Sicherheitskräfte einnehmen wollen. Die Uniformierten feuerten zuerst mit Tränengas, später sei aber auch scharfe Munition zum Einsatz gekommen. Aus Sicherheitskreisen hieß es dagegen, die Polizei habe nicht das Feuer eröffnet. Vielmehr seien die Demonstranten selber bewaffnet gewesen.
Auch in Kairo entlud sich die Wut der Bürger nach den tödlichen Ausschreitungen im Stadion von Port Said in Gewalt. Bei der Katastrophe in der Sportarena waren am Mittwochabend 74 Fußballfans ums Leben gekommen. Kritiker werfen den Sicherheitskräften Versagen vor, sogar von einer geplanten Aktion ist die Rede.
Tausende Demonstranten lieferten sich noch am späten Abend rund um den Tahrir-Platz Scharmützel mit der Polizei. Die Menge warf Steine auf die Sicherheitskräfte und versuchte, in die Nähe des Innenministeriums zu gelangen. Immer wieder wurde der Rücktritt des Chefs des Militärrats, Hussein Tantawi, gefordert. Auch Rufe nach seiner Hinrichtung wurden laut.
Die staatliche Nachrichtenagentur Mena berichtete am späten Abend von fast 600 Verletzten in der Hauptstadt. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums teilte mit, rund 400 Demonstranten seien durch das Einatmen von Tränengas sowie durch herumfliegende Steine verletzt worden. Bei Twitter war auch vom Einsatz von Gummigeschossen die Rede.