GESELLSCHAFT
Arktis erwärmt sich schneller als andere Regionen
Baku, den 20. Februar (AZERTAG). Die Arktis erwärmt sich schneller als andere Regionen. Als eine Ursache gilt das Schwinden des Eises - weniger Sonnenlicht wird ins All zurückgestrahlt. Messungen zeigen nun. Der Effekt wirkt stärker als angenommen.
Der Rückgang des Meereises in der Arktis hat in den vergangenen Jahrzehnten die sogenannte Albedo deutlich verringert. Weil es weniger Eis gibt, wird weniger Sonnenlicht ins All gestrahlt; die Luft erwärmt sich noch stärker.
Satellitenmessungen haben nun gezeigt, dass die Rückstrahlung der Erdoberfläche nördlich des 60. Breitengrades zwischen den Jahren 1979 und 2011 von 0,52 auf 0,48 sank - also dass nurmehr 48 Prozent des Sonnenlichts ins Weltall reflektiert wurden. Damit habe die Albedo weit stärker abgenommen als bisher vermutet, berichten Forscher um Kristina Pistone von der University of California in San Diego im Wissenschaftsblatt „Proceedings“ der Akademie der Wissenschaften der USA.
Die Albedo ist das Maß für die Fähigkeit von Oberflächen, Strahlen zu reflektieren und damit ein Schlüsselfaktor für die Erwärmung der Erdoberfläche. Die hellen Eis- und Schneeflächen können bis zu 90 Prozent der Sonnenstrahlen zurückwerfen. Im Vergleich dazu nimmt Wasser wesentlich mehr Sonnenenergie auf, erwärmt sich und lässt das Eis schmelzen. An der Wasseroberfläche erwärmt sich auch die Luft.
Träge Luft - Die Forscher verglichen in ihrer Untersuchung zwei Satellitenmessreihen von 2000 bis 2011: die Albedo und die Mikrowellenstrahlung, die Rückschlüsse darüber zulässt, wie stark die Arktis von Eis bedeckt ist. Die Resultate belegen den Zusammenhang. Je weniger Eis das Meer bedeckt, desto schwächer auch die Albedo. Aus den Satellitendaten errechneten die Forscher, dass die Albedo nördlich des 60. Breitengrades von 1979 bis 2011 von 0,52 auf 0,48 sank. Dieser Rückgang sei deutlich stärker, als bislang bekannt gewesen sei.
Das Schwinden des Meereises ließ die aufgenommene Wärmeenergie zwischen 1979 und 2011 demnach - auf die gesamte Erde hochgerechnet - um 0,21 Watt pro Quadratmeter zunehmen. Das entspricht einem knappen Viertel des Temperaturanstiegs, der auf den CO2-Anstieg in dem Zeitraum zurückging, nämlich 0,8 Watt pro Quadratmeter.
Die Albedo sank den Messungen zufolge auch in jenen Regionen, die das ganze Jahr von Meereis bedeckt sind. Das erklären die Forscher mit dem Schmelzwasser, das sich im Sommer auf dem Eis bildet. Diese Wasserfläche nehme mehr Sonnenenergie auf als das Eis. So ergibt sich selbst auf geschlossenen Eisdecken des arktischen Ozeans ein Temperaturanstieg durch eine geringere Albedo.
Neben der Albedo gilt die Trägheit der Arktisluft als Hauptursache für den schnelleren Temperaturanstieg an den Polen. In den Tropen könne die am Boden erwärmte Luft schnell nach oben steigen, während die kalte, dichte Luft der Arktis sich kaum mit höheren Luftschichten vermischen könne, berichteten Wissenschaftler jüngst. Dadurch bleibe in der Arktis die von der Sonne und der Erdwärmestrahlung erwärmte Luft näher am Boden.