WIRTSCHAFT
Aserbaidschan zählt zu den ältesten Orten der Erdölförderung



Baku, 4. April, AZERTAC
Aserbaidschans ist reich an Erdöl- und Erdgasvorkommen, die sich hauptsächlich auf der Halbinsel Abscheron und im eigenen Hoheitsgebiet des Kaspischen Meeres befinden.
Aserbaidschan zählt zu den ältesten Orten der Erdölförderung. Petroleum (Steinöl) wurde bereits im frühen Mittelalter in den Nahen Osten transportiert, wo es als Heilmittel und Leuchtstoff diente. Über den Lagerstätten des Erdgases bauten die Anhänger des Religionsstifters Zarathustra Tempel, in denen sie das “Ewige Feuer“ anbeteten. Im Jahr 1594 wurde der erste Ölbrunnen auf Abscheron gegraben. Die moderne Ölförderung begann hier vor über 150 Jahren. Viele technische Innovationen der Ölindustrie wurden zum ersten Mal in Aserbaidschan verwirklicht, so der erste Bohrturm der Welt im Jahr 1846. 1878 ließen die Brüder Alfred und Robert Nobel den ersten seetüchtigen Öltanker der Geschichte bauen. Das Schiff mit dem Namen “Zoroaster“, brachte das Öl über die Wolga bis zur Ostsee. Bis zur Oktoberrevolution 1917 waren rund 300 Ölunternehmen in Baku tätig. Sie trugen dazu bei, dass die Stadt zu einem Wirtschaftsstandort von internationaler Bedeutung wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeiteten mehr als 60.000 Menschen aus rund 30 Nationen in der Ölproduktion- 1901 wurde mit 11,7 Mio. Tonnen mehr als die Hälfte des Öls weltweit in und um Baku gefördert. Die USA produzierten zu dieser Zeit 9,5 Mio. Tonnen, die übrigen Staaten 1,7 Mio. Tonnen.
Neft Daschlari ist eine ca. 200 km von der aserbaidschanischen Küste entfernt gelegene Erdölstadt mitten im Kaspischen Meer. Auf diesem künstlichen Konstrukt aus Stahl und Beton leben und arbeiten bis zu 5000 Menschen. Die Insel ist zwischen 80 und 120 m über dem Meeresboden gebaut. Hier wird seit 1949 Erdöl aus dem Meeresboden gefördert. Neft Daschlari war einst das Kennzeichen für eine prosperierende Erdölförderung auf dem Kaspischen Schelf.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden an dieser Stelle ausgediente Tanker und Kriegsschiffe versenkt um eine sprudelnde Ölquelle herum, dem seit Jahrhunderten bekannten Ölfelsen, der ungefähr 20 Meter lang aus dem Kaspischen Meer herausragt. Diese alten Schiffsfracks dienten als Fundament für die neue Bohrinsel. Lange Zubringerstraßen, die von Pylonen gestürzt werden, verbinden auf einer Länge von über 30 km Bohrturm mit Bohrturm –ein Areal insgesamt von 200 km2. Die Mitte des Ganzen bildet ein Zentrum aus zehnstöckigen Hochhäusern, großen Verwaltungsgebäude, ein Hotel und ein kleiner Park mit Teestube. Rund 2000 Plattformen umgeben dieses Zentrum und sind durch ein Straßennetz von über 300 km miteinander verbunden.
Zum ersten Mal wurde 1949 Öl vom damaligen sowjetischen Ölminister abgezapft. Die damalige Pumpe ist noch immer im Zentrum der Insel besichtigen.
Das Leben auf Neft Daschlari geht weiter, jeden Tag wird neues Öl gefördert. Viele Menschen haben ihr halbes Leben auf der Insel verbracht. Nicht nur Ölarbeiter, sondern auch der Inselbäcker, der Filmvorführer, der Teestubenbesitzer und die Dezurnajas, die Fluraufsichtsdamen. Die Insel beherbergt eine eigene kleine Gesellschaft.