GESELLSCHAFT
Bis zu 60 Millionen Menschen sollen so mit Energie versorgt werden
Baku, 6. Mai, AZERTAC
Gegen alle Proteste von Umweltschützern und Indios hat Brasilien die ersten Turbinen des geplanten Wasserkraftwerks im Amazonasgebiet gestartet. Es soll die drittgrößte Anlage der Welt werden.
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff war persönlich gekommen, um die ersten Turbinen des umstrittenen Wasserkraftwerks Belo Monte offiziell in Betrieb zu nehmen. Das Projekt im Norden des Amazonasgebiets soll bis 2019 fertiggestellt werden und dann eine Leistung von 11.233 Megawatt haben. Bis zu 60 Millionen Menschen sollen so mit Energie versorgt werden.
Die Anlage wäre damit das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt, nach dem Drei-Schluchten-Staudamm in China und dem binationalen Itaipú-Werk an der Grenze Brasiliens zu Paraguay.
Zunächst beträgt die Leistung zur kommerziellen Stromproduktion im Werk Belo Monte allerdings nur 649,9 Megawatt.
Die Planungen für die mit mehreren Staubecken im Rio Xingu konstruierte Anlage begannen im Jahr 1975. Rund 20.000 Arbeiter sind am Bau des Kraftwerks beteiligt. Rousseff sprach von einer "grandiosen Ingenieursleistung".
Die Regierung in Brasília hält das Wasserkraftwerk rund 40 Kilometer von der Stadt Altamira entfernt zur Sicherung der Energieversorgung für notwendig. Kritiker sehen dagegen die Existenzgrundlage der am Xingu-Fluss lebenden Indios gefährdet. Mehrmals waren die Arbeiten an dem Projekt von Gerichten gestoppt worden. Enorme Kostensteigerungen, Umweltzerstörungen und mehrere getötete Arbeiter hatten die Kritik noch verstärkt.
Neben Belo Monte plant die Regierung ein weiteres Megaprojekt am Tapajós-Fluss im Herzen des brasilianischen Amazonasgebiet. Hier ist ein Staudamm über 7,6 Kilometer Länge geplant, um ein riesiges Wasserkraftwerk mit mehr als 8000 Megawatt Leistung zu bauen. Der indigene Stamm der Munduruku fürchtet dadurch den Verlust seiner natürlichen Lebensgrundlagen.