WIRTSCHAFT
Chinas Aktienmärkten kann bisher keine Rede sein
Baku, 5. August, AZERTAC
Erneut hat Chinas Regierung strengere Regeln für Spekulationsgeschäfte erlassen. Der Eingriff in den Aktienmarkt zeigt Wirkung, die Anleger kaufen wieder.
Dramatische Einbrüche und dazwischen eine kleine Erholung. Von einer dauerhaften Entspannung an Chinas Aktienmärkten kann bisher keine Rede sein. Nun versucht die kommunistische Führung mit einer weiteren Intervention die Lage zu stabilisieren.
Die Regierung hat die Regeln für Händler erneut verschärft. In Shanghai und Shenzhen gelten seit Dienstag strengere Vorschriften für sogenannte Leerverkäufe von Aktien, bei denen Anleger auf fallende Kurse wetten. Demnach dürfen die Papiere nicht an einem Tag geliehen, verkauft und dann zurückgekauft werden. „Die Regierung tut alles was sie kann, um einen weiteren Rückgang des Markts zu verhindern“, sagte Samuel Chien vom Brokerhaus BoomTrend Investment Management.
Der Schritt zeigte bereits Wirkung: Der chinesische Leitindex Shanghai Composite stieg deutlich. Er notierte zum Handelsschluss 3,69 Prozent im Plus bei 3757 Punkten. Der CSI-300-Index stieg um 3,11 Prozent auf 3948 Punkte. Er enthält die 300 größten Unternehmen des chinesischen Festlands und war im Juli um fast 15 Prozent gefallen.
Anders als die chinesischen Festlandbörsen ist der Handel an den Börsen in Hongkong für ausländische Investoren nicht beschränkt. Der dortige Hang-Seng-Index notierte zum Handelsschluss nahezu unverändert 0,02 Prozent im Minus bei 24.406 Punkten.
Bei Leerverkäufen verkaufen Investoren geliehene Aktien in der Hoffnung, diese bis zur Rückgabe der Papiere billiger zurückkaufen und die Differenz als Gewinn einstreichen zu können. Je länger die Ausleihfrist, desto größer ist das Risiko, dass der Plan nicht aufgeht.
Größere Handelshäuser wie Citic Securities und Huatei Securities kündigten an, ihr Geschäft mit Leerverkäufen vorübergehend einzustellen. Die neuen Regeln dienen aus Sicht der Behörden zur Stabilisierung der Aktienmärkte, die seit Mitte Juni um mehr als 30 Prozent eingebrochen sind.
Kritiker verweisen darauf, dass Leerverkäufe auch zur Absicherung von anderen Transaktionen dienten. Wenn Investoren diese Möglichkeit verwehrt bleibe, würden sie sich womöglich aus den chinesischen Aktienmärkten zurückziehen und verstärkt Papiere abstoßen. „So könnten sich die Marktschwankungen noch verstärken, die eigentlich verhindert werden sollen“, warnte ein Derivate-Händler in Hongkong.
Bereits Anfang Juli hatten die chinesischen Behörden angekündigt, gegen „illegale Machenschaften“ auf den Aktien- und Terminmärkten vorzugehen. Unter anderem sollten Leerkäufe geahndet werden, die mit „böswilliger Absicht“ getätigt würden.