GESELLSCHAFT
Die Erde schwebt schief
Baku, den 21. Juni (AZERTAG). Unser Planet steht am Übergang zu einer neuen Jahreszeit. Heute um 12:51 Uhr hat der Sommer begonnen, der längste Tag des Jahres steht bevor.
In langen, dunklen Winterwochen haben Nordeuropäer sie herbeigesehnt, die Helligkeit des Sommers. An diesem Samstag zum astronomischen Sommeranfang erreicht das Jahr seinen lichten Höhepunkt, den längsten Tag.
Um 12:51 Uhr steht die Sonne an der nördlichsten Position. Satellitenbild-Animationen von Maximilian Reuter von der Universität Bremen dokumentieren eindrucksvoll die Sommersonnenwende. Anhand von Aufnahmen der Sommersonnenwende vom vergangenen Jahr zeigt der Umweltphysiker den längsten Tag des Jahres auf der Nordhalbkugel - sie dreht in volle Beleuchtung.
Die Erde schwebt schief, die Achse des Planeten ist bei ihrem einjährigen Umlauf um die Sonne geneigt. So ändert sich allmählich die bestrahlte Fläche. Ein halbes Jahr, im Nordsommer, trifft mehr Sonnenlicht die Nordhalbkugel. Die Strahlen scheinen dann von oben auf die Region.
Mittlerweile hat sich die Erde auf ihrer Bahn so weit vorgearbeitet, dass die Sonne senkrecht über dem 23. Breitengrad steht, also beispielsweise über der Sahara. Reuters Animation zeigt: Die Neigung der Erde sorgt dafür, dass der äußere Norden sogar zu später Stunde beschienen wird, wenn der Rest im Schatten liegt und die andere Seite ins Tageslicht gedreht ist.
Nahe des Nordpols, in Skandinavien, Alaska oder Sibirien steht nun die Mitternachtssonne am Himmel. Sie spendet die berühmten weißen Nächte bis nach Flensburg und Sylt: Nur kurz geht die Sonne dort unter, sodass es dämmrig bleibt. Ein Silberstreif am Horizont zu tiefster Nacht verrät bei klarem Himmel die Sonne an ihrem Wendepunkt.
Wohl kein Fest in Skandinavien wird so munter gefeiert wie „Midsommar“. Auch Norddeutschland erlebt besondere Freuden, dort bleibt es an den längsten Tagen mehr als 17 Stunden hell; im Süden des Landes immerhin rund 16 Stunden.
Lediglich dicke Bewölkung kann den astronomischen Sommeranfang am 21. Juni vergällen, sie entwickelt sich allerdings recht häufig in dieser Zeit - die Schafskälte hält Einzug.
Die Kälteperiode wird ebenfalls ausgelöst vom Wandel der Jahreszeiten. Weil sich im Frühjahr zunächst südliche Gefilde erwärmen, steigt im Süden warme Luft auf. Ein Luftloch entstünde, würde nicht Luft nachströmen. Mit diesem Sog ziehen vom Nordmeer oft kalte Winde über Europa.
Die heißeste Zeit beginnt meist erst Ende Juli, wenn die Tage bereits wieder deutlich kürzer sind. Dann hat die Dauerbestrahlung der Sonne auch den Norden aufgeheizt - und der Hochsommer beginnt.