WELT
EU-Firmen beklagen schlechtere Geschäfte in China
Baku, den 30. Mai (AZERTAG). Die China-Euphorie europäischer Unternehmen ist verschwunden. Presseberichten zufolge klagen immer mehr Firmen über düstere Geschäftsaussichten im einstigen Hoffnungsland. Für sie sind die „goldenen Zeiten“ schon vorbei.
Jahrelang galt China als große Hoffnung für die Weltwirtschaft. Doch inzwischen macht sich offenbar Ernüchterung breit. Laut einer jährlichen Umfrage der Europäischen Handelskammer in China beschweren sich EU-Unternehmen zunehmend über härtere Geschäftsbedingungen - und planen entsprechend niedrigere Investitionen.
„Ein Gefühl von Pessimismus“ mache sich unter den europäischen Firmen in China breit, heißt in der entsprechenden Studie, die am Donnerstag in Peking vorgestellt wurde. „Zwei Drittel der großen Firmen stellen fest, dass die Geschäfte in China schwieriger geworden sind“, sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke. Nur noch 57 Prozent wollten ihre China-Aktivitäten ausbauen, nachdem das im Jahr zuvor noch 86 Prozent geplant hatten.
Laut Umfrage glaubt fast die Hälfte (46 Prozent) der befragten Unternehmen, dass die „goldenen Zeiten“ für multinationale Konzerne in dem Land bereits vorbei seien. Die Umsätze wachsen jedenfalls nicht mehr so stark wie bisher. Der Anteil der Firmen, die ihren Umsatz überhaupt gesteigert haben, ist laut Studie von 78 Prozent im Jahr 2010 auf 59 Prozent im vergangenen Jahr gefallen. „Der wirtschaftliche Abschwung und härtere Geschäftsbedingungen beginnen, sich auszuwirken“, sagte Wuttke.
Die Rentabilität der China-Geschäfte ist laut Umfrage gesunken. Ein Drittel der Befragten erklärte, dass ihre Gewinnspannen in dem Land sogar unter dem globalen Durchschnitt ihres Unternehmens lägen.
Die Studie nennt vor allem drei Gründe für die düstere Stimmung:
Ein schwächeres Wirtschaftswachstum: Die Zeiten, in denen die chinesische Volkswirtschaft mit zehn Prozent pro Jahr wuchs, sind offenbar vorbei. 2013 waren es gerade mal noch 7,7 Prozent, für das laufende Jahr hofft die Regierung auf 7,5 Prozent.
Steigende Löhne: Längst ist China kein reiner Billigstandort mehr. Mit dem Wachstum der vergangenen Jahre stiegen auch die Ansprüche der Arbeiter. Zudem hat die Regierung in Peking den Mindestlohn bereits mehrmals erhöht, um den Konsum zu stärken. Für westliche Konzerne heißt das: Arbeitskräfte werden teurer.
Die Konkurrenz durch staatliche Konzerne, die in China oft leichteren Marktzugang haben als ausländische Unternehmen.
Während das China-Geschäft schwieriger wird, wächst die Abhängigkeit vom Milliardenmarkt. Der Anteil der Unternehmen, die zehn Prozent oder mehr ihres weltweiten Umsatzes in China machen, stieg über fünf Jahre von 32 auf 48 Prozent. Aber nur noch ein Fünftel der Unternehmen sehen China als wichtigstes Investitionsziel, während es vor zwei Jahren noch ein Drittel war. „Unternehmen schauen nach anderen Möglichkeiten“, sagte Wuttke.
Übernahmen chinesischer Unternehmen können sich heute auch nur noch 15 Prozent vorstellen, obwohl es im Vorjahr noch 41 Prozent waren. Den auffallend starken Rückgang erklärte Wuttke damit, dass chinesische Unternehmen überbewertet seien. Das heißt, die Preise der Unternehmen lägen derzeit höher als sie gemessen an Umsatz, Gewinn und Geschäftsaussichten tatsächlich wert sind. EU-Unternehmen wollten erst mal abwarten, bis sich der Markt weiter normalisiere.