GESELLSCHAFT
Ebola-Epidemie in Westafrika: Zahl der Neuansteckungen merklich gesunken
Baku 3. März, AZERTAC
Die Ebola-Epidemie in Westafrika schien auf dem Rückzug. Bis Mitte April sollte sie besiegt sein, hofften die betroffenen Nationen. Doch nun flammt sie wieder auf - sogar der Vizepräsident von Sierra Leone begab sich in Quarantäne.
Was man in den letzten Wochen über Ebola hörte, gab meist Grund zur Hoffnung. Die Zahl der Neuansteckungen war merklich gesunken, in Liberia öffneten sogar die Schulen wieder. Bis Mitte April, ließen die Regierungen von Guinea, Sierra Leone und Liberia Mitte Februar verlauten, wollten sie die Zahl der Neuinfektionen auf Null bringen.
Zumindest in Sierra Leone wird das womöglich nicht gelingen. Seit ein paar Wochen steigt die Zahl der Neuansteckungen wieder. Seit Samstag befindet sich sogar Sam Sumana, der Vizepräsident des Landes, in freiwilliger Quarantäne, nachdem am Vortag einer seiner Leibwächter an Ebola gestorben war.
Die Quarantäne sei nur eine Vorsichtsmaßnahme, hieß es aus Sumanas Büro, bis die Testergebnisse der Gesundheitsbehörde vorlägen. In Gefahr sei der Politiker nicht. Er habe aber vorsichtshalber entschieden, in den kommenden 21 Tagen nicht in sein Büro zu kommen, sondern von zu Hause aus zu arbeiten.
Präsident Ernest Bai Koroma gab am Wochenende bekannt, dass sämtliche Einschränkungen und Schutzmaßnahmen, die in den letzten Wochen aufgehoben oder gelockert worden waren, wieder gelten würden.
Vom Optimismus, die aktuelle Ebola-Welle binnen weniger Wochen komplett auszumerzen, ist in solchen Statements nichts mehr zu spüren: Die Regierung von Sierra Leone hat „große Sorge“ geäußert, nachdem die Zahl der Ebola-Fälle in den vergangenen Wochen wieder hochgeschnellt ist. Dies wurde unter anderem auf „unsichere“ Beerdigungen zurückgeführt. Die Sitte, durch Berührungen von den Toten Abschied zu nehmen, war einer der Hauptfaktoren für die katastrophale Ebola-Epidemie, die seit mehr als einem Jahr in Westafrika tobt.
Ebola-Comeback. Per Schiff wieder eingeschleppt? -Lückenhaft waren aber anscheinend auch die Sicherheitsmaßnahmen. Nachdem Anfang des Jahres in Teilen des Landes keine Ansteckungen mehr vorkamen, hatte die Regierung von Sierra Leone ihre Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche sukzessive gelockert. In manchen Regionen öffneten die Schulen wieder, Reisebeschränkungen wurden aufgehoben.
Möglicherweise öffnete das der Seuche den Weg zu einem Comeback aus unvermuteter Richtung. Wieder eingeschleppt wurde Ebola offenbar durch erkrankte Fischer und Seeleute, die die Krankheit über die Häfen in die Slums und von dort aus wieder hinaus aufs Land brachten. Seit Anfang Februar registrierten die Gesundheitsbehörden und Nothelfer wieder 60 bis 80 neue Fälle pro Woche, die Regierung sprach für die letzte Woche von 18 Fällen.
Und sie machte die Häfen dicht: Teil der Schutzmaßnahmen ist ein Verbot nächtlichen Ausfahrens oder Landens, das Löschen von Ladung während der Nacht und die Einschränkung des Fährverkehrs. Vor der Küste patrouilliert die Marine und überwacht die Einhaltung der Verbote. In den Städten ist es regulären Taxis wieder verboten, mehr als zwei Passagiere zu transportieren, Sammeltaxis in Van-Bauweise dürfen nur vier Personen aufnehmen. Die Maßnahmen werden als Zeichen der Entmutigung verstanden, die Seuche wirklich schon bald überwinden zu können.
Der Vorgang zeigt, wie fragil die vermeintliche Stabilität in den betroffenen Ländern in Wahrheit ist. Auch in Liberia schien die Seuche schon so gut wie unter Kontrolle. Doch es reichen wenige Fälle, um neue Ansteckungswellen zu verursachen, wenn die Betroffenen „Multiplikatoren“ sind: Aktuell herrscht dort Nervosität wegen eines erkrankten Pflegers, der Dutzende Kollegen und Patienten angesteckt haben könnte, bevor seine Erkrankung erkannt wurde. Unter Helfern wächst auch dort die Skepsis, dass die Seuche tatsächlich so schnell und endgültig zu besiegen sein wird, wie noch vor Wochen angekündigt.