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Ecuador erteilt Ölbohr-Lizenz für Weltnaturerbe
Baku, den 23. Mai (AZERTAG). Im artenreichen Yasuní-Nationalpark wird von 2016 an Erdöl gefördert. Die Regierung Ecuadors hat einem Staatskonzern die Lizenz für Bohrungen erteilt. Zuvor war die Idee gescheitert, das Gebiet gegen Geld aus Industrienationen zu schützen.
Ecuador hat seinem Staatskonzern Petroamazonas EP die Erlaubnis gegeben, im Nationalpark Yasuní Erdöl zu fördern. Die Ölförderung solle nach umfassenden Umweltschutzmaßnahmen Anfang 2016 beginnen, teilte die Umweltministerin Lorena Tapia der Zeitung „El Telégrafo“ zufolge am Donnerstag mit. Das Dschungelgebiet im Osten des Landes war 1989 von der Unesco zum Weltnaturerbe ernannt worden.
Bereits im Oktober 2013 hatte das Parlament den Naturpark für eine begrenzte Erdölförderung auf 0,1 Prozent der knapp zehntausend Quadratkilometer Schutzgebiet freigegeben. Zuvor war eine Initiative aus dem Jahr 2007 gescheitert, das Gebiet im Gegenzug für Ausgleichszahlungen zu schützen.
Ecuadors Staatschef Rafael Correa wollte auf das Erdöl verzichten, wenn die Industriestaaten im Gegenzug einen solidarischen Ausgleichsbetrag in einen Fonds einzahlten. Dadurch wäre der Ausstoß von 400 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids verhindert worden. Der erwartete Betrag von 3,6 Milliarden Dollar kam jedoch bei weitem nicht zusammen. Nur 336 Millionen Dollar wurden Correa zufolge zugesagt, vorwiegend von europäischen Staaten und Naturschutzorganisationen. Tatsächlich eingezahlt worden seien sogar nur 13,3 Millionen Dollar.
Heimat für zahlreiche bedrohte Arten - Die nun erteilte Lizenz gilt für die 17 Hektar der Ölfelder Tiputini und Tambococha, in denen Ölreserven von 460,6 Millionen Barrel vermutet werden. Ein Barrel entspricht rund 159 Litern. Tiputini befindet sich am Rand außerhalb des Naturparks, während Tambococha direkt in dem geschützten Gebiet liegt. Der Großteil der Infrastruktur zur Erdölförderung soll in Tiputini angelegt werden. Falls die bisher ohne Kontakt zur Außenwelt lebenden Völker der Tagaeri und Taromenane in den Ölfeldern gesichtet werden, soll die Förderung eingestellt werden.
Der Gewinn aus den Ölfeldern wird auf 18,3 Milliarden Dollar geschätzt, von denen 1,6 Milliarden an die autonomen Regionalregierungen im Amazonasgebiet gehen sollen. Ein drittes Ölfeld, Ishpingo, mit nachgewiesenen Reserven von 456,1 Millionen Barrel, wurde vorerst nicht an Patroamazonas übergeben. Es liegt im für unantastbar erklärten Gebiet des Yasuní-Parks.
Der Yasuní-Nationalpark ist Heimat für 173 Säugetierarten, ein Drittel aller im Amazonasgebiet vorkommenden Arten dieser Tierkategorie. Allein 28 bedrohte Wirbeltierarten von der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN leben dort neben 567 Vogelarten und 188 Arten Amphibien und Reptilien.