GESELLSCHAFT
Geringe Mengen Alkohol sind schädlich und verkürzen Lebenszeit
Baku, 14. April, AZERTAC
Eine große Übersichtsstudie zeigt, dass der Konsum von mehr als 100 Gramm reinem Alkohol pro Woche - das entspricht etwa 2,5 Litern Bier oder etwa einem Liter Wein - die Lebenserwartung verkürzt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigert. Das berichtet ein internationales Forscherteam, an dem auch viele deutsche Wissenschaftler beteiligt waren, im Fachblatt "The Lancet".
Das Forscherteam analysierte jetzt 83 Studien aus 19 wohlhabenden Ländern - und damit Daten von knapp 600.000 Menschen. Abstinenzler waren dabei ausgeschlossen. Die Studien erfassten die Menge des Alkoholkonsums und beobachteten die Teilnehmer mindestens ein Jahr lang. Bei der Datenanalyse berücksichtigten die Autoren Alter, Geschlecht, Tabakgebrauch, Diabetes und viele andere Faktoren, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang stehen.
Verkürzte Lebenszeit - Das wichtigste Ergebnis: Ab einer Menge von 100 Gramm pro Woche verkürzte Alkohol bei Männern wie bei Frauen die Lebenserwartung, und zwar wie folgt:
Für 40-Jährige sinkt demnach die Lebenserwartung, im Vergleich zu Gleichaltrigen, die weniger als 100 Gramm Alkohol in der Woche zu sich nehmen,
um etwa sechs Monate, wenn sie wöchentlich 100 bis 200 Gramm Alkohol konsumieren,
um etwa ein bis zwei Jahre, wenn sie wöchentlich 200 bis 350 Gramm Alkohol konsumieren,
um etwa vier bis fünf Jahre, wenn sie wöchentlich mehr als 350 Gramm Alkohol konsumieren.
Etwa die Hälfte der Studienteilnehmer trank mehr als 100 Gramm Alkohol pro Woche, rund acht Prozent sogar mehr als 350 Gramm.
Höherer Alkoholkonsum war der Untersuchung zufolge mit einem höheren Risiko für Schlaganfall, Herzschwäche, Bluthochdruck und einem tödlichen Aorten-Aneurysma verbunden. Allerdings ging er mit einer etwas geringeren Gefahr für nicht-tödliche Herzinfarkte einher - warum das so ist, lässt sich anhand dieser Studie nicht beantworten. Bekannt ist aber, dass Alkoholkonsum den Wert eines bestimmten Blutfettes erhöhen kann, das als gut für Herz und Gefäße gilt; die Forscher erklären sich den Schutzeffekt damit.
Doch: "Alkoholkonsum ist zwar mit einem leicht geringeren Risiko für nicht tödliche Herzinfarkte verbunden, aber das muss gegen das höhere Risiko anderer schwerer - und möglicherweise tödlicher - Herz-Kreislauf-Erkrankungen abgewogen werden", sagt Erstautorin Angela Wood von der britischen Universität Cambridge.