WELT
In Tansania wird täglich Gold in großen Mengen gefördert
Baku, 28. Dezember, AZERTAC
Der 12-jährige Nzenze klettert mit seinem besten Freund Baraka in ein Erdloch, einen Fuß in die linke, einen in die rechte Wand gedrückt. Nach fünfzehn Metern erreichen sie den Boden der Höhle. Würmer winden sich am Boden, Fliegen schwirren durch die stickig-heiße Luft, während die beiden Jungen mehrere Stunden lang die Erde abklopfen. Sie suchen nach Gold.
Neben offiziellen Minen gibt es in Tansania viele illegale Gruben wie diese. Während Kinder meist nur wenige Meter weit in den Boden klettern, geht es für Erwachsene oft in rund 100 Meter Tiefe. Dort riskieren sie täglich ihr Leben, angetrieben von dem Wunsch, sich und ihre Familien reich zu machen.
Vier Wochen lang ist der Fotograf Claudio Verbano mit Unterstützung des Berufsverbands Freie Fotografen und Filmgestalter e.V. in wichtige Gold-Abbaugebiete des Landes gereist, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Goldgräber festzuhalten. Ihn interessierten weniger die großen Minen der Firmen wie Geita Mining, North Mara oder Acacia Mining, sondern die inoffiziellen, die rund um diese Anlagen entstehen.
Mithilfe der NGO Shdepha Kahama fand Verbano die illegalen Abbaustätten, die keine offizielle Lizenz haben. "Das wäre sonst extrem schwierig geworden, weil sie weit außerhalb liegen, da gibt es keine Straßen", sagt er. "Außerdem existieren die Orte nur für ein paar Monate, bis kein Gold mehr gefunden wird."
Um den harten Arbeitsalltag dort nachempfinden zu können, stieg der Fotograf mit in den Schacht - ungesichert. "Es war extrem anstrengend. Man konnte nur in kleine Löcher treten und rutscht extrem schnell ab", sagt Verbano. In den Minen selbst konnte er nicht fotografieren: Es war einfach zu dunkel und feucht für die Kamera.
Täglich riskieren Menschen in den selbst ausgehobenen Gruben ihr Leben. Unfälle passieren ständig: Steine fallen in die Schächte, Arbeiter rutschen ungesichert ab, die Eingänge der Schächte werden durch Unwetter versperrt, Minen stürzen ein oder füllen sich mit giftigen Gasen. "Es gibt da keine Aufsicht, die sich das anguckt", sagt Verbano.
Die Kleinschürfer nutzen zum Abbau des Goldes einfaches Werkzeug wie Hacken und Schaufeln. Viele arbeiten zwölf, manchmal sogar bis zu 24 Stunden am Tag in den düsteren Höhlen. Nicht nur Erwachsene, sondern bereits Kinder ab acht Jahren gehen täglich in die Tiefe. Sie sind kleiner und dünner und können so auch in engere Gruben gelangen.
Auch wenn Kinderarbeit in Tansania offiziell verboten ist, tut die Regierung laut Verbano wenig dagegen. Die Folgen sind besonders für die kleinen Körper verheerend. Sie atmen große Mengen Staub ein, müssen extrem schwere Lasten tragen. Die größte Gefahr geht allerdings vom Quecksilber aus.