WELT
Japanische Zentralbank hält an ihrer Politik lockeren Geldes fest
Baku, 20. Juli, AZERTAC
Die japanische Zentralbank hält an ihrer Politik des lockeren Geldes fest. Sie belasse den Strafzins auf Einlagen von Finanzinstituten bei 0,1 Prozent, teilte die Bank von Japan nach einer zweitägigen Sitzung in Tokio mit. Außerdem strebe sie weiterhin eine Rendite von null Prozent auf zehnjährige Staatsanleihen an.
Auch ihr Inflationsziel von zwei Prozent hat die Notenbank erneut verschoben. Es werde irgendwann im Fiskaljahr 2019 erreicht. Im April hatte die Zentralbank noch erklärt, dies werde 2018 der Fall sein. Die Wirtschaft befinde sich aber auf Erholungskurs, urteilte die Zentralbank.
Japans Festhalten an der lockeren Geldpolitik wird kurz vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag zu dem Thema bekannt. Dies könnte ein Zeichen für die europäische Geldpolitik sein: Auch die EZB könnte womöglich erst mal weiter an ihrem historisch tiefen Leitzins von 0,0 Prozent sowie an ihrem Anleihekaufprogramm im Umfang von monatlich 60 Milliarden Euro festhalten. Mit dem günstigen Kapital sollen Konjunktur und Inflation angekurbelt werden.
Zuletzt war die EZB wegen der gestiegenen Inflation zunehmend unter Druck geraten, rasch von ihrer lockeren Geldpolitik abzurücken. Man sei aber in einer Phase, "in der die EZB die geldpolitische Wende sozusagen im Zeitlupentempo vorbereitet", sagte Heinrich Bayer, Chefvolkswirt der Postbank.
Der Präsident des Münchner ifo-Institut, Clemens Fuest, fordert die EZB deshalb dazu auf, jetzt eine Strategie für den Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik mitzuteilen. "Ohne ein klar kommuniziertes Programm zum Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik gerät die EZB nur immer mehr unter Druck, die Geldschwemme aufrechtzuerhalten", teilte er mit. Darüber hinaus würde das EZB-System immer mehr zum Gläubiger der Mitgliedstaaten der Eurozone. "Das ist eine Gefahr für die Unabhängigkeit der Geldpolitik."
Zuletzt hatte die Notenbank bei ihrer Sitzung im Juni vorerst an ihrer Nullzinspolitik festgehalten - dabei jedoch Signale eines Wechsels ausgesandt. Experten gehen davon aus, dass EZB-Präsident Mario Draghi die Finanzmärkte beruhigen will - zugleich aber versuchen wird, langsam den Weg aus der lockeren Geldpolitik zu ebnen.