WELT
Japans Premier provoziert China mit Kriegsschrein-Besuch
Baku, den 26. Dezember (AZERTAG). Japans Premier Abe hat den umstrittenen Yasukuni-Schrein besucht, der außer Kriegstoten auch verurteilte Kriegsverbrecher ehrt. China und Korea legten umgehend scharfen Protest ein - die Nachbarn sehen in dem Schrein ein Symbol für Japans militaristische Vergangenheit.
Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hat am Donnerstag mit einem Besuch des umstrittenen Yasukuni-Schreins scharfen Protest in China und Südkorea ausgelöst. Abe war der erste Regierungschef seit sieben Jahren, der den symbolträchtigen Ort zu Ehren der Kriegstoten besuchte. Fernsehbilder zeigten ihn, wie er sich vor dem Schrein verbeugte und dann einem Priester ins innere Heiligtum folgte. Danach sagte Abe vor Journalisten, es sei eine Selbstverständlichkeit für einen Regierungschef, denen die Ehre zu erweisen, die für ihr Land gestorben seien. „Ich habe nicht die Absicht, die Gefühle des chinesischen oder des koreanischen Volkes zu verletzen“, hob Abe hervor.
Doch das chinesische Außenministerium verurteilte den Besuch postwendend in scharfen Worten. In einer Erklärung wurde Abe „schamloses“ Verhalten vorgeworfen. Der japanische Ministerpräsident trample auf den Gefühlen der Chinesen und anderer Nationen herum. Ein Vertreter der südkoreanischen Regierung verurteilte die Geste Abes ebenfalls: „Wir können unser Bedauern und unsere Wut über diesen Auftritt nicht verhehlen“, sagte der Kultusminister Yoo Jin-Ryong, dies sei ein anachronistischer Akt, der „nicht nur die Beziehungen zwischen Südkorea und Japan, sondern auch die Stabilität und Kooperation in Nordostasien grundsätzlich beschädigt“.
Auch die US-Botschaft in Tokio zeigte sich „enttäuscht“ über Abes Besuch des Schreins, der die Spannungen mit den Nachbarn verschärfen werde.
Im Yasukuni-Schrein werden zusammen mit den 2,5 Millionen Kriegstoten auch verurteilte Kriegsverbrecher geehrt. Der Besuch von Politikern führt immer wieder zum Streit mit China und Südkorea, in denen der Schrein als Symbol des japanischen Militarismus gilt und die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg noch lebendig ist. Zuletzt hatte China im Oktober dieses Jahres scharfen Protest eingelegt und sogar den japanischen Botschafter einbestellt, als Mitglieder der japanischen Regierung den Schrein aufgesucht hatten.
Abes Auftritt im Yasukuni-Schrein fällt in eine Phase erhöhter Spannungen wegen des Streits um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer; die Beziehungen zu China und Südkorea sind seit Monaten wegen dieser Territorialstreitigkeiten belastet.
Zuletzt hatte sich China besorgt gezeigt über die geplante Anhebung der japanischen Militärausgaben. Es ist die erste derartige Erhöhung seit zehn Jahren. Abe demonstriert damit seine Entschlossenheit, das militärische Profil Japans zu schärfen angesichts der aus seiner Sicht bedrohlichen Aufrüstung Chinas. In jüngster Zeit war der Streit um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer eskaliert, die beide Staaten beanspruchen. China dehnte seine Luftraum-Kontrollzone auf die Inseln aus. Japan reagierte darauf mit demonstrativen Patrouillen von Kampfflugzeugen in dem Gebiet. Selbst Washington setzte ein deutliches Zeichen des Missfallens und hielt gemeinsam mit seinem Verbündeten ein Seemanöver in der Region ab.
Zuletzt hatte der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi den Yasukuni-Schrein besucht. Seine Amtszeit endete 2006. Es folgte die erste Amtsperiode Abes, die bis 2007 dauerte. Damals verzichtete Abe noch auf einen Besuch des Schreins.