GESELLSCHAFT
Mitte dieses Jahrhunderts werden auf der Welt rund 115 Millionen Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz leben
Baku, den 21. September (AZERTAG). Die Zahl der Dementen werde sich bis 2050 verdreifachen, heißt es im Weltalzheimerbericht. Auf die Pflege der unheilbar Erkrankten ist kaum ein Land der Erde vorbereitet. Mitte dieses Jahrhunderts werden auf der Welt rund 115 Millionen Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz leben. Das sind mehr Erkrankte als Menschen heute in Mexiko leben, einem der 15 bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Dies schätzen die Autoren des Weltalzheimerberichts. Derzeit gebe es weltweit rund 35 Millionen Erkrankte. Mit der weiter steigenden Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen werde Demenz zu einer der größten Herausforderungen für die Gesundheitssysteme. Gerüstet sehen die Autoren die Länder dafür noch nicht.
In 40 Jahren rechnen Wissenschaftler mit 277 Millionen hilfsbedürftigen älteren Menschen, die lange Jahre auf Unterstützung angewiesen sein werden. Heute sind es 101 Millionen. Es sei anzunehmen, dass auch künftig rund die Hälfte der Pflegebedürftigen mit steigendem Alter eine Demenz entwickele. Dies betreffe vor allem etwa 80 Prozent der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, heißt es im Report.
Bereits heute belaufen sich die weltweiten Pflege- und Behandlungskosten für Demenzkranke laut Bericht auf rund 600 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 448 Milliarden Euro). Das entspreche rund einem Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Auf die rasant wachsende Zahl von Erkrankten sei derzeit kein Land so recht vorbereitet.
Verglichen mit anderen Langzeit-Pflegebedürftigen brauchen Menschen mit Demenz deutlich mehr Betreuung und Zuwendung. Der Psychiater und Mitautor des Berichts forscht an der Londoner Universität King's College. Angehörige müssten deshalb noch besser unterstützt und professionelle Pflegekräfte deutlich besser bezahlt werden. Familien oder Freunden dürfte es künftig stetig schwerer fallen Demenzkranke zu pflegen. Schon heute erreichen uns zwei Drittel der Anrufe von Familien in einer Krise.
Denn Hoffnung auf schnelle Fortschritte in der Medizin gibt es wenig. Bislang gibt es kein Medikament, das die Alzheimer-Krankheit heilen kann. Die Euphorie, eine baldige Lösung zu finden, sei verflogen. Eine frühzeitige Diagnose sei deshalb umso wichtiger. Denn heutige Medikamente könnten die Krankheit immerhin verlangsamen.