WELT
Mutmaßlicher Giftmord an Kim Jong Nam kommen offenbar voran
Baku, 18. Februar, AZERTAC
Die Ermittlungen um den mutmaßlichen Giftmord an Kim Jong Nam kommen offenbar voran. Doch viele Fragen bleiben offen. Am Freitagabend hat die malaysische Polizei nach eigenen Angaben einen verdächtigen Nordkoreaner festgenommen. Der 46-Jährige soll ein malaysisches Dokument für Gastarbeiter bei sich gehabt haben. Es ist bereits die vierte Festnahme, nach drei weiteren Verdächtigen werde noch gesucht.
Der 45-jährige Kim Jong Nam war der ältere Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Er war vor ein paar Tagen bei einem Überfall am Flughafen von Kuala Lumpur ermordet worden. Südkoreanischen Medien zufolge wurde er vergiftet. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es noch nicht. Das Ergebnis der Obduktion wurde bisher nicht veröffentlicht.
Zuletzt verlautete am Freitag, dass die Machthaber in Pjöngjang die Ergebnisse der Obduktion nicht anerkennen wollen. Die Behörden in Malaysia hätten diese ohne Einverständnis Nordkoreas und ohne nordkoreanische Zeugen vorgenommen, sagte Botschafter Kang Chol in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur.
Das facht die Gerüchte um die Todesumstände und Hintergründe weiter an. Als Hauptverdächtige gelten zwei junge Frauen Ende 20, die in dieser Woche bereits festgenommen wurden. Eine davon hat einen indonesischen Pass, andere Papiere aus Vietnam. Spekulationen zufolge sollen sie Agentinnen des nordkoreanischen Geheimdienstes sein. Andere sehen in dem Mord eine Aktion des organisierten Verbrechens.
Laut indonesischen Behörden wurden die Frauen reingelegt - Die offiziellen Stellen in Malaysia halten sich mit solchen Schuldzuweisungen bisher zurück. Die Zeitung "New Straits Times" zitierte allerdings einen hochrangigen Polizeibeamten mit den Worten: "Wir haben Grund zu der Annahme, dass dies das Werk von ausländischen Agenten war."
Die Behörden in Indonesien erklärten am Freitag dagegen, die verdächtige Indonesierin sei bei dem Attentat offenbar "ausgetrickst" worden. Die Frau habe glauben sollen, sie nehme an einem Streich für eine Fernsehshow mit versteckter Kamera teil. "Wenn sie wirklich eine Agentin wäre, wäre sie wohl nicht gefunden worden", sagte Indonesiens Polizeichef Tito Karnavian laut örtlichen Medienberichten.
"Wahrscheinlich wurde sie nur benutzt, sie wusste nicht, dass es sich um einen Mordversuch handelte", sagte der Polizeichef. Gemeinsam mit einer anderen Frau sei sie bereits in der Vergangenheit gegen Geld zu Streichen überredet worden. Auch dabei sollte sie jemandem eine Substanz in die Augen sprühen.
Der Verdacht, dass das Regime in Nordkorea hinter dem Mord stecken könnte, kommt nicht von ungefähr. Machthaber Kim ist für sein brutales Vorgehen bekannt.
Sein Halbbruder war der erstgeborene Sohn des früheren Diktators Kim Jong Il - und wurde früher auch als dessen Nachfolger gehandelt. Noch zu Lebzeiten des Vaters fiel er jedoch in Ungnade. Nach dessen Tod im Dezember 2011 rückte deshalb Kim Jong Un an die Spitze des kommunistischen Staates auf.
Kim Jong Nam lebte seither die meiste Zeit im Ausland und verfolgte einen eher westlichen Lebensstil. Mehrfach äußerte er sich kritisch über die Situation in seinem Heimatland. Als wirklicher Regimegegner galt er jedoch nicht.