WELT
Nordkoreas Diktator lässt Vize-Premier hinrichten
Baku, 12. August, AZERTAC
Wer eine andere Meinung als Kim Jong-un hat, wird hingerichtet – das ist in Nordkorea grausame Tradition.
Diktator Kim hat offenbar einen weiteren, hochrangigen Minister aus seinem Kabinett ermorden lassen. Vize-Premierminister Choe Jong-gon soll von einem Erschießungskommando hingerichtet worden sein. Das berichten südkoreanische Medien.
Der 63-jährige Choe war Mitglied der Delegation, die sich um Kooperationen zwischen Nord- und Südkorea bemüht. Laut der Nachrichtenagentur Yonhap soll der Politiker nicht mit Kims Forstpolitik einverstanden gewesen sein und sei aufgrund dieses Unmuts seinen Pflichten als Vize-Premier nicht mehr ausreichend nachgekommen. Weitere Details sind bislang nicht bekannt.
Das südkoreanische Ministerium für Wiedervereinigung bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, Choe sei seit acht Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten. Man beobachte die Lage im verfeindeten Nachbarland ganz genau, hieß es weiter.
Choe ist keineswegs der erste Minister, den Kim seit seinem Amtsantritt 2011 hinrichten ließ: Erst im Mai war aus südkoreanischen Sicherheitskreisen bekannt geworden, dass der Diktator seinen Verteidigungsminister mit einem Flugabwehrgeschütz auf einer Schieß-Anlage hatte hinrichten lassen.
Choe Jong-gon war nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA erst im vergangenen Jahr zum stellvertretenden Ministerpräsidenten ernannt worden.
Vize-Premier Choe leitete mehrere Jahre die Delegation für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Südkorea. Das Bild zeigt ihn mit Bahk Byong-won bei Verhandlungen in Seoul
Seit fast 15 Jahren beschäftigte er sich mit dem inner-koreanischen Dialog und leitete von 2003 bis 2005 ein Komitee für Wirtschaftskooperationen beider Länder. 2004 nahm er in dieser Position bei der Eröffnung der Sonerwirtschaftszone Kaesong teil, die Pjöngyang und Seoul – als einziges gemeinsames Projekt – zusammen betreiben.
In dem Industrie-Park arbeiten knapp 54 000 Nordkoreaner für 123 südkoreanische Unternehmen. Im April 2013 ließ Nordkorea das Gelände aufgrund internationaler Spannungen komplett schließen. Im August desselben Jahres einigten sich Norden und Südkorea jedoch auf eine Wiedereröffnung.