WELT
UN zählen die Toten in Syrien nicht mehr
Baku, den 7. Januar (AZERTAG). Die UN setzen die Zählung der Bürgerkriegsopfer in Syrien aus, weil ihnen der Zugang zu den umkämpften Gebieten fehlt. Gleichzeitig beginnt die Ausfuhr von Chemiewaffen.
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte versucht derzeit nicht mehr, die Toten im Bürgerkrieg in Syrien zu zählen. Die Mitarbeiter der Vereinten Nationen hätten keinen ausreichenden Zugang zu den umkämpften Gebieten, um genaue Opferzahlen selbst zu ermitteln, sagte eine Sprecherin des Kommissariats. Auch sei die Organisation nicht mehr in der Lage, die Daten externer Quellen zu überprüfen.
Die offiziellen Daten seien seit Juli 2013 nicht erneuert worden, sagte die Sprecherin. Damals hatten die UN mitgeteilt, dass seit dem Beginn des Aufstands in Syrien im Frühjahr 2011 mindestens 100.000 Menschen getötet worden seien.
Bisher hatte das UN-Hochkommissariat in einem aufwendigen Verfahren Opferangaben aus mehreren unterschiedlichen Quellen ausgewertet. Für die Zählung wurden nur Fälle berücksichtigt, bei denen die vollständigen Namen von Opfern sowie der Ort und das Datum ihres Todes angegeben wurde und diese Angaben von unabhängigen Experten als glaubhaft eingeschätzt wurden.
Verantwortliche der UN teilten außerdem mit, dass die ersten Chemiewaffen zur Vernichtung aus Syrien abtransportiert würden. Laut UN und der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) wurde eine Ladung “chemischen Materials mit Dringlichkeitsstufe” in der Hafenstadt Latakia zum Transport auf ein dänisches Handelsschiff verladen.
Die in Latakia verladenen Chemikalien stammen den Angaben zufolge von zwei verschiedenen Standorten. Das dänische Schiff habe den Hafen verlassen und internationale Gewässer angesteuert, hieß es. Der Transport wird von Schiffen aus China, Dänemark, Norwegen und Russland begleitet.
Gemäß einer vom UN-Sicherheitsrat im September verabschiedeten Resolution müssen die Chemiewaffen bis Mitte 2014 vollständig vernichtet sein. Die gefährlichsten Kampfstoffe – darunter Senfgas, Sarin und das Nervengas VX – sollten allerdings bereits bis zur Jahreswende außer Landes gebracht und bis spätestens April zerstört werden. Russland, die USA und Syrien hatten den Plan ausgehandelt, nachdem US-Präsident Barack Obama wegen eines Giftgaseinsatzes nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus mit einem Militärangriff gegen das Land gedroht hatte.
Die Frist bis Jahresende war der erste Schritt des Abkommens. Die syrische Regierung schaffte es jedoch nicht, die Bestandteile rechtzeitig nach Latakia zu bringen. Als Gründe wurden die Kämpfe, schlechtes Wetter sowie logistische Probleme angeführt.