WELT
Venezuelas Präsident fordert seine geflüchteten Landsleute zur Heimkehr auf
Baku, 30. August, AZERTAC
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat seine geflüchteten Landsleute zur Heimkehr aufgefordert. "Hört auf, im Ausland Toiletten zu putzen und kommt nach Hause", sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP in einer im Fernsehen und Radio übertragenen Rede. Sein Kommunikationsminister Jorge Rodriguez gab am Mittwoch an, venezolanische Botschaften weltweit würden mit Anfragen von Venezolanern überschwemmt, die heimkehren wollen. Die Regierung wolle diese aber nicht veröffentlichen - aus Angst vor "Vergeltung gegen die Venezolaner, die eine Rückführung anstreben".
Venezuela steckt in einer tiefen wirtschaftlichen und humanitären Krise. Viele Menschen leiden unter der Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässen bei der Strom- und Wasserversorgung. Die Opposition macht Maduro verantwortlich und wirft ihm vor, die Demokratie in Venezuela auszuhebeln.
Hunderttausende Venezolaner sind bereits vor dem Elend und der Unterdrückung in ihrer Heimat geflohen. Experten sprechen von der wohl größten Flüchtlingskrise in der Geschichte Lateinamerikas. Mindestens 2,3 Millionen Venezolaner haben nach Angaben der Vereinten Nationen das Land bereits verlassen. In Peru leben mehr als 400.000 venezolanische Flüchtlinge. Maduro sagte, Venezolanern sei in Peru "Rassismus, Verachtung, wirtschaftliche Verfolgung und Versklavung" begegnet.
Die kolumbianische Regierung verglich die Massenflucht der Venezolaner mit der Lage im Bürgerkriegsland Syrien. "Sie kommen in einem Umfang vergleichbar mit Syrien und jeden Tag werden es mehr", sagte Außenminister Carlos Holmes Trujillo am Mittwoch im Parlament. "Die Krise hat ein extremes Ausmaß erreicht. Die Venezolaner kommen voller Angst nach Kolumbien, um hier zu bleiben oder in andere Länder weiterzuziehen."
Glücklicherweise werde der internationalen Gemeinschaft das Ausmaß bewusst "und die Notwendigkeit, mit Geld und Kooperation zu helfen". Trujillo plädierte für einen internationalen Hilfsfonds, um die venezolanischen Flüchtlinge mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen.
Auch Brasiliens Staatschef Michel Temer hat sich erneut zur Lage in Venezuela geäußert. Es sei denkbar, an der Grenze Zutrittskarten zu vergeben, um die Zahl der ankommenden Flüchtlinge auf 100 bis 200 täglich zu begrenzen - anstatt der bisherigen 800 Venezolaner, die täglich nach Brasilien strömten, sagte er im Gespräch mit Radio Jornal. Diese Möglichkeit sei bereits im Kabinett erörtert worden.
Eine Schließung der Grenzen sei ausgeschlossen, teilte die brasilianische Regierung anschließend mit. Mit der Vergabe von Tickets an den Grenzen werde eine Möglichkeit geschaffen, notleidende und bedürftige Flüchtlinge vorzuziehen.
Angesichts zunehmender Konflikte zwischen Einheimischen und Venezolanern hatte Brasiliens Regierung am Vortag Militär an die Grenze verlegt. Der Einsatz im Bundesstaat Roraima sei jedoch auf zwei Wochen beschränkt, hieß es.