GESELLSCHAFT
Viele Menschen leiden an chronischer Hepatitis B oder C
Baku, 9. Juli, AZERTAC
Chronische Leberentzündungen sind recht weit verbreitet - und werden oft erst spät entdeckt. Das erhöht das Risiko für Folgeerkrankungen. Ein Warnsignal sind veränderte Blutwerte.
Viele Menschen leiden an chronischer Hepatitis B oder C - und wissen es nicht. Bis zu eine Million Menschen in Deutschland sind mit diesen Hepatitis-Viren infiziert, schätzen Experten.
Das Tückische: Die entzündete Leber macht sich nicht immer bemerkbar. Oft werden erste Anzeichen wie Abgeschlagenheit als grippaler Infekt fehlgedeutet. Die Gelbfärbung von Haut und Augenweiß, die die Leberentzündung kennzeichnet, tritt nur bei einem Drittel der Betroffenen auf. Bei allen anderen können erhöhte Leberwerte bei einer Routineuntersuchung ein Warnsignal sein.
Unbehandelt können chronische Hepatitis-Infektionen zu einer Zirrhose oder zu Krebs führen. Damit es nicht so weit kommt, sollte die Krankheit rechtzeitig entdeckt und behandelt werden. Die Therapieaussichten haben sich aufgrund neuer Medikamente in den vergangenen Jahren verbessert.
Es sind verschiedene Hepatitis-Viren bekannt, die auf unterschiedlichem Weg übertragen werden können und verschiedene Risiken bergen. Ein Überblick.
Hepatitis A tritt heutzutage am häufigsten in Ländern mit geringen Hygienestandards auf. Sie zählt deshalb zu den typischen Reisekrankheiten. Hepatitis-A-Viren werden über den Darm ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt vor allem über den virushaltigen Kot. Eine Ansteckung droht beispielsweise durch belastetes Trinkwasser oder verunreinigte Lebensmittel wie etwa Muscheln oder mit Fäkalien gedüngtes Gemüse.
Etwa 10 bis 15 Tage nach der Ansteckung zeigt sich die Infektion durch meist unspezifische Symptome wie Fieber, Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Normalerweise heilt diese akute Infektion ohne Folgeschäden aus. In seltenen Fällen, vor allem bei älteren Menschen, kann die Krankheit jedoch tödlich verlaufen.
Es gibt keine speziellen Medikamente zur Behandlung von Hepatitis A. Empfohlen wird Bettruhe. Vor Reisen etwa in die Tropen sollte man sich impfen lassen, sagen Mediziner.
Hepatitis B kann bei Sexualkontakten oder durch Kontakt mit infiziertem Blut übertragen werden. Infizierte Mütter können bei der Geburt ihr Neugeborenes anstecken. Symptome zeigen sich erst ein bis sechs Monate nach der Ansteckung. Bei einem chronischen Verlauf, der bei etwa fünf Prozent der Fälle vorkommt, ist eine antivirale Therapie mit Medikamenten sinnvoll. „Jeden Tag muss dann über Jahre hinweg eine Tablette eingenommen werden“, sagen Experten.
Gegen Hepatitis B gibt es Impfstoffe. „Alle Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten und Kleinkinder beziehungsweise noch nicht geimpfte Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr sollten sich impfen lassen“, rät Harder. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen.
Hepatitis C wird in aller Regel durch Blut übertragen. Gefährdet sind vor allem Frauen und Männer, die sich Drogen spritzen und sich das Besteck dafür mit anderen teilen. Mit dem Hepatitis-C-Virus infizieren sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit jedes Jahr drei bis vier Millionen Menschen neu. Nach Schätzungen liegt die Zahl der chronisch Infizierten bei bis zu 103 Millionen Menschen.
Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. Durch neue Kombinationstherapien verschiedener antiviraler Medikamente sind nach Angaben von Cornberg aber Heilungsraten von 90 bis 100 Prozent möglich. „Die Kosten belaufen sich aktuell auf circa 50.000 bis 60.000 Euro pro Behandlung“, sagt er. Wer die Arzneimittel verordnet bekommt, sollte sie zuverlässig einnehmen. Die Präparate sind in der Apotheke erhältlich, für die Kosten kommen die gesetzlichen Krankenkassen auf.
Hepatitis D kann begleitend zu einer Infektion mit Hepatitis-B-Viren auftreten, was den Krankheitsverlauf verschlimmert. Das Risiko für Leberzirrhose und Leberkrebs steigt.
Hepatitis E kann über belastetes Trinkwasser oder über Nahrungsmittel übertragen werden - Wild, Innereien und Fisch gelten als risikoreich. Die Krankheit verläuft ähnlich wie eine Hepatitis-A-Infektion.