WIRTSCHAFT
Weltweit benötigen Airlines knapp 40.000 neue Flugzeuge
Baku, 14. Juli , AZERTAC
Boeing und Airbus sammeln auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough einige Aufträge ein. Doch in ihren Orderbüchern ist noch viel Platz. Nun sagen die Konzerne einen Luftfahrtboom in Fernost voraus.
Nach einem schwachen ersten Halbjahr 2016 deutet sich weiterhin keine Trendwende für die Flugzeugbauer Boeing und Airbus an. Am ersten Tag der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough hielten sich aufsehenerregende Großaufträge in Grenzen. Beide Konzerne rechnen aber in den nächsten zwei Jahrzehnten mit einem höheren Bedarf der Fluggesellschaften an neuen Maschinen als bisher prognostiziert.
Weltweit würden die Airlines in dem Zeitraum knapp 40.000 neue Flugzeuge im Wert von 5,9 Billionen Dollar benötigen, teilte der US-Konzern mit. Das sind gut vier Prozent mehr, als Boeing noch ein Jahr zuvor geschätzt hatte. Der europäische Konkurrent geht davon aus, dass im Wert von 5,2 Billionen Dollar 33.000 neue Maschinen mit mindestens 100 Sitzen gebraucht werden, ein Plus von 500 Flugzeugen im Vergleich zur früheren Vorhersage.
Da beide Luftfahrtkonzerne von einem Anstieg des Passagierverkehrs ausgehen, rechnen sie in den kommenden 20 Jahren mit einer höheren Nachfrage am Weltmarkt. Hintergrund sei der wachsende Wohlstand in Ländern wie Indien und China, teilte Airbus mit. Der Inlandsverkehr in der Volksrepublik werde binnen zehn Jahren zum größten weltweit werden. Auch Boeing setzt darauf, dass vor allem Airlines aus Schwellenländern sowie Billigflieger in den nächsten beiden Jahrzehnten verstärkt Flugzeuge ordern.
Großauftrag von Richard Branson - Bestellungen in spektakulärer Dimension gab es aber auf der Messe nicht. Einen Großauftrag erhielt Airbus vom britischen Milliardär Richard Branson. Seine Fluggesellschaft Virgin Atlantic bestellte zwölf Airbus-Jets vom Typ A350-1000, um mit den Maschinen deutlich größere Boeing-Jumbos zu ersetzen.
Boeing sammelte vor allem Vorverträge von Fluglinien aus China ein. So stellte Donghai Airlines den Kauf von fünf "Dreamliner"-Jets in der Version 787-9 in Aussicht. Hinzu kommen 25 Exemplare der 737-MAX-8. Die zu China Southern Airlines gehörende Fluggesellschaft Xiamen kündigte den Kauf von bis zu 30 Mittelstreckenjets in der Billigflieger-Version 737-MAX-200 an. Laut Preisliste hätten die China-Aufträge einen Gesamtwert von 7,4 Milliarden Dollar. Ein Festauftrag kam von der britischen Bank Standard Chartered: Sie orderte für Kunden zehn Boeing 737 im Wert von knapp einer Milliarde Dollar.
Die Aktien von Boeing und Airbus reagierten positiv auf die Nachrichten. Der Kurs der Airbus-Papiere legte bis zum Abend rund 2,5 Prozent zu. Für die Anteilsscheine von Boeing ging es im New Yorker Handel zunächst um 1,7 Prozent nach oben.
Schlechtes erstes Halbjahr - Im ersten Halbjahr hat Airbus bislang lediglich Bestellungen für 183 Verkehrsflugzeuge eingesammelt, Boeing kam bis Anfang Juli auf 288 georderte Maschinen. Das entspricht weit weniger als der Hälfte der geplanten Jahresproduktion der Hersteller. Airbus liegt noch stärker zurück.
Der Großteil des Bedarfs der kommenden Jahrzehnte dürfte laut beiden Herstellern auf Mittelstreckenjets wie den Airbus A320neo und die Boeing 737-MAX entfallen. An deren Markt rücken jetzt der kanadische Regionaljethersteller Bombardier mit seiner C-Serie und sein brasilianischer Rivale mit seinem E2-Jet heran. Beide Jets verwenden fast den gleichen Triebwerkstyp, wie er bei der auf Spritsparen getrimmten A320neo zum Einsatz kommt. Der Embraer-Flieger ist in Farnborough erstmals auf einer großen Messe zu sehen.
Im Langstreckengeschäft ging der Trend zuletzt hin zu mittelgroßen Jets mit zwei Triebwerken wie Boeings 787 "Dreamliner", dem langjährigen Verkaufsschlager 777 und dem Airbus A350, die sich auch auf weniger gefragten Strecken rentabel einsetzen lassen.