WELT
iPad und iPhone speichern heimlich Ortungsdaten
Baku, den 21. April (AZERTAG). Die unverschlüsselte Aufzeichnung von Ortungsdaten durch mobile Apple-Geräte besorgt IT-Experten. Sie rätseln, was damit gemacht wird.
Die Aufzeichnung von geografischen Ortungsdaten durch mobile Geräte von Apple hat besorgte Fragen zum Datenschutz ausgelöst. Zwei IT-Experten, Alasdair Allan und Pete Warden, berichteten über die Praxis auf einer Konferenz des Verlags O'Reilly über Lokalisierungstechniken im kalifornischen Santa Clara. Der ehemalige Apple-Mitarbeiter Warden stellte zudem eine Software namens iPhoneTracker bereit, mit der jeder iPhone- oder iPad-Besitzer die Speicherung der Ortsdaten auf einer Karte darstellen kann.
Auch nach mehrfachen Anfragen gab es dazu zunächst keine Stellungnahme von Apple. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass die Informationen irgendwohin weitergeleitet werden, betonten Allan und Warden.
Ein Netzexperte beim Chaos Computer Club (CCC) bezeichnete die Aufzeichnung von Ortsangaben der iPhone-Nutzer als einen Weckruf. Dies zeige, „wie wenig wir unsere Mobiltelefone unter Kontrolle haben“, sagte CCC-Sprecher Frank Rieger. Kaum jemand wisse tatsächlich, „was die Hersteller dieser Telefone, in diesem Fall Apple, tun, ohne dass wir als Benutzer konkret davon wissen“.
Bei der Erfassung und Speicherung von Ortsangaben bestehe vor allem das Risiko, „dass das Telefon verlorengeht und die Daten ausgelesen werden“. Auch könne sich ein Anderer Zugriff auf den Computer mit den Ortungsdaten verschaffen. Mit Blick auf die Strafverfolgung bestehe nun auch die Möglichkeit, dass der Computer „beschlagnahmt wird und dann die Aufenthaltsorte der letzten Jahre verfügbar und auslesbar sind, ohne dass der Benutzer davon wusste“. Rieger sagte, vermutlich müssten sich jetzt eine Menge von Apple-Kunden verraten vorkommen, „weil sie nicht explizit darauf hingewiesen wurden, dass ihr Telefon die ganze Zeit aufzeichnet“.
Erst in der vergangenen Woche hat Rieger zusammen mit CCC-Sprecherin Constanze Kurz das Buch „Die Datenfresser“ veröffentlicht, in dem die exzessive Sammlung von Nutzerdaten in digitalen Netzen angeprangert wird. In einem Kapitel mit der Überschrift „Wir wissen, wohin Du gehst!“ wird das Handy als „freiwillige Ortungswanze“ bezeichnet. Rieger und Kurz zeigen sich hier besorgt, dass auf diese Weise ganze „Lebenslandkarten aus Bewegungsspuren“ erstellt werden können.