GESELLSCHAFT
In Westchina starb ein Mann an der Beulenpest
Baku, den 22. Juli (AZERTAG). Völlig ausgerottet ist die Beulenpest bis heute nicht. In Westchina starb ein Mann an der Bakterien-Infektion. Jetzt dürfen 30.000 Bewohner ihre Stadt nicht verlassen.
Viele halten die Beulenpest für längst ausgerottet und assoziieren mit ihr sofort das Mittelalter. Mitte des 14. Jahrhunderts löschte das Bakterium Yersinia pestis rund ein Drittel der Bevölkerung Europas aus. Innerhalb von nur fünf Jahren tötete es damals knapp 30 Millionen Menschen.
Längst haben bessere hygienische Verhältnisse, die Entdeckung von Antibiotika und das Wissen darum, wie der Erreger von Nagetieren meist über Flöhe auf Menschen übertragen wird, die Pest zurückgedrängt. In Europa und Australien kommt sie nicht mehr vor. Doch vereinzelt tritt die Beulenpest in Asien, Afrika und Amerika bis heute auf - wie jetzt wieder in der chinesischen Kleinstadt Yumen.
Dort - im Nordwesten Chinas - ist ein Mann an den Folgen der Infektion gestorben. Der 38-Jährige hatte vermutlich Kontakt mit einem infizierten Murmeltier, dessen Kadaver er an seinen Hund verfütterte. Noch am selben Tag bekam der Mann hohes Fieber. In der vergangenen Woche war er dann in einem Krankenhaus an der Beulenpest gestorben.
Fieber von mehr als 40 Grad Celsius, Kopf- und Gliederschmerzen sowie eine Entzündung der Lymphknoten an der Leiste, die anschwellen und die typischen schwarzblauen Beulen bilden, sind klassische Pestsymptome.
Die Ansteckung an einem infizierten Tier - meist einer Ratte - ist der häufigste Weg, auf dem die Beulenpest Menschen befällt. In schweren Fällen besiedeln die Bakterien auch die Lunge - die daraus entstehende Lungenpest ist dann für andere Menschen durch Husten und Niesen hochansteckend. Steckt sich jemand auf diesem Weg der Tröpfcheninfektion an, bekommt er direkt eine Lungenpest, ohne die Ausbildung der typischen Beulen in der Leistenbeuge.
Pestausbrüche sind heutzutage extrem selten, die Erkrankung ist mit Medikamenten gut behandelbar - allerdings nur, wenn sie rechtzeitig erkannt wird. Haben die Bakterien sich im Körper bereits stark vermehrt, lösen die giftigen Stoffe, die nach ihrem Abbau entstehen, eine schwere Blutvergiftung (Sepsis) aus, die Organe versagen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt die Pest unbehandelt in 30 bis 60 Prozent der Fälle zum Tod.
Vor wenigen Tagen erst waren vier Menschen im US-Bundesstaat Colorado an der Lungenpest erkrankt. Der erste dort Infizierte steckte sich vermutlich an seinem Hund an, der Kontakt zu Präriehunden hatte. Die WHO meldete davor zuletzt im Jahr 2010 einen Ausbruch aus Peru sowie 2009 einen aus China. In den Jahren 2005/2006 war es in der Demokratischen Republik Kongo zu einer ganzen Reihe von Erkrankungsfällen gekommen.
In Yumen sind nach bisherigem Stand keine weiteren Menschen erkrankt. Ob sich wirklich niemand angesteckt hat, ist erst nach Ablauf der Inkubationszeit zu sagen. Diese liegt im Falle der Pest bei bis zu sieben Tagen.
Als Vorsichtsmaßnahme wurden deshalb 151 Bewohner Yumens, die direkt oder indirekt mit dem Verstorbenen Kontakt hatten, unter Quarantäne gestellt, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtet. Die komplette Stadt mit rund 30.000 Einwohnern wurde abgeriegelt.
Die Bürger dürfen Yumen bis auf Weiteres nicht mehr verlassen, Autofahrer werden umgeleitet. Es gäbe genug Reis, Mehl und Öl, um die Bevölkerung einen Monat lang zu ernähren, berichtete das Fernsehen.