WIRTSCHAFT
Japans Radikalpolitik entfacht Wirtschaftsboom
Baku, den 16. Mai (AZERTAG). In Japan keimt die Hoffnung auf ein Ende der seit zwei Jahrzehnten andauernden Stagnation. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist zum Jahresbeginn 2013 überraschend stark gewachsen. Den Aufschwung verdankt das Land vor allem der riskanten Politik des neuen Ministerpräsidenten Shinzo Abe.
Die aggressive japanische Konjunktur- und Geldpolitik zeigt offenbar Wirkung. Wie die Regierung am Donnerstag bekanntgab, ist das Bruttoinlandsprodukt des Landes im ersten Quartal deutlich stärker gewachsen als erwartet. Zwischen Januar und März lag die Wirtschaftsleistung demnach 0,9 Prozent höher als Ende 2012. Es war das zweite Quartalsplus in Folge. Aufs Jahr hochgerechnet wuchs die Wirtschaft sogar um 3,5 Prozent.
Nach Ansicht von Ökonomen sowie der Regierung sind die starken Zahlen eine erste Reaktion auf die Wirtschaftspolitik des neuen Ministerpräsidenten Shinzo Abe. Der seit Dezember amtierende Premier will sein Land mit massiven Konjunkturprogrammen und einer aggressiven Lockerung der Geldpolitik aus der seit zwei Jahrzehnten andauernden wirtschaftlichen Stagnation befreien.
Die neuen Zahlen zeigen, dass dies offenbar zumindest vorübergehend gelingen könnte. Die Konsumausgaben, die in Japan zu rund 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes beitragen, erhöhten sich um real 0,9 Prozent. Vor allem der Absatz von Luxusartikeln boomt derzeit. Die Verbraucherstimmung ist so gut wie seit Jahren nicht mehr.
Experten zufolge geht die Entwicklung vor allem auf zwei Faktoren zurück: den Boom am Aktienmarkt und den psychologischen Effekt der angekündigten Konjunkturprogramme. Mit großen Infrastrukturprojekten will die Regierung das Wachstum ankurbeln - und dafür mehr Geld ausgeben. Dabei ist Japan ohnehin bereits das am höchsten verschuldete Industrieland der Welt.
Auch die japanische Notenbank hat Ministerpräsident Abe für seinen Wachstumskurs eingespannt. Sie soll binnen zwei Jahren umgerechnet 1,4 Billionen Dollar in die Wirtschaft pumpen, vor allem über den Ankauf von Staatsanleihen, börsengehandelten Indexfonds und Immobilienfonds. Das soll die Konjunktur stimulieren und die Inflation anheizen, die in Japan seit Anfang der neunziger Jahre kaum über null Prozent lag.
Die Politik ist international hoch umstritten, weil sie den Wert der japanischen Währung Yen künstlich nach unten treibt und somit japanische Waren im Ausland verbilligt. Erste Erfolge lassen sich an den neuesten Zahlen ablesen: Die Exporte der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt legten erstmals seit einem Jahr wieder zu. Sie stiegen um 3,8 Prozent.
Ein Problem bleibt jedoch: Die Investitionen der Unternehmen gingen im fünften Quartal hintereinander zurück, dieses Mal um 0,7 Prozent.