GESELLSCHAFT
Klimawandel macht sich im Gebirge deutlich bemerkbar
Baku, 4. August, AZERTAC
Der Klimawandel macht sich im Gebirge deutlich bemerkbar: Weltweit sind die Gletscher auf dem Rückzug, viele verlieren einen halben bis einen Meter pro Jahr.
Die Gletscherschmelze vollzieht sich derzeit in besonders hohem Tempo, berichten Forscher. Gletscher in verschiedenen Regionen der Welt sind demnach so stark aus dem Gleichgewicht geraten, dass sie auch ohne fortschreitenden Klimawandel vermutlich weiter Eis verlieren, heißt es in einer im „Journal of Glaciology“ veröffentlichten Studie.
„Die Eisdicke der beobachteten Gletscher nimmt derzeit jedes Jahr zwischen einem halben und einem ganzen Meter ab, das ist zwei- bis dreimal mehr als der entsprechende Durchschnitt im 20. Jahrhundert“, sagt Studienautor Michael Zemp vom World Glacier Monitoring Service mit Sitz an der Universität Zürich.
Exakte Messungen der Eisverluste gebe es zwar nur von ein paar Hundert Gletschern. Die Resultate würden aber untermauert durch feld- und satellitengestützte Beobachtungen Zehntausender Gletscher weltweit.
Auch die Alpenregion soll stark betroffen sein. „Der Aletschgletscher hat sich um mehrere Kilometer zurückgezogen“, sagt Zemp. Ebenso habe der Morteratschgletscher stark an Masse verloren. In Alaska sind die Gletscher Gulkana und Lemon Creek Beispiele für massiven Schwund.
Hauptursache für die Gletscherschmelze sind Zemp zufolge die steigenden Temperaturen. Einige Gletscher wachsen - aber nur zwischenzeitlich - Doch nicht jeder Gletscher schrumpft, manche wachsen sogar. Diese Wiedervorstöße seien aber regional und zeitlich begrenzt, schreiben die Studienautoren. Zudem erreichten die Gletscher nicht die Ausmaße während der kleinen Eiszeit zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert.
Ein Beispiel sind die norwegischen Gletscherzungen. Sie hatten sich seit dem 19. Jahrhundert um einige Kilometer zurückgezogen. Allein an der Küste seien die Gletscher in den Neunzigerjahren zwischenzeitlich um einige Hundert Meter länger geworden. „In den Neunzigern gab es dort mehr Winterschnee“, sagte Zemp. Das habe den Gletscherschwund kurzzeitig kompensiert. „Aber ab 2000 war das vorbei.“
Die Studie basiert auf einem Gletscher-Register, das seit mehr als 120 Jahren weltweit Daten sammelt. Rund 47.000 Informationen von mehr als 2300 Gletscher sind verfügbar, einige davon gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Die Daten stammen aus Beobachtungen am Boden, aus der Luft und dem Erdorbit.