GESELLSCHAFT
Luftverschmutzung im Haushalt durch offene Feuerstellen gefährdet weltweit mehr als jeden Dritten
Fast drei Milliarden Menschen vor allem in Asien und Afrika seien dadurch ernsten Gesundheitsrisiken ausgesetzt, berichten Experten im britischen Fachjournal „The Lancet Respiratory Medicine“. Sie nutzen etwa Holz oder Kohle zum Kochen, Heizen und als Lichtquelle.
Diese Brennstoffe würden oft in einem offenen Feuer oder in einfachen Öfen verbrannt, sodass die Luft in wenig belüfteten Räumen stark verschmutzt werde, schreibt das Team um Stephen Gordon von der Liverpool School of Tropical Medicine in Großbritannien und William Martin von der Ohio State University in den USA.
Der Rauch enthält neben Ruß auch viele andere für den Körper schädliche Verbindungen, die Atemwege reizende oder krebserregende zum Beispiel. Am gefährlichsten ist der sogenannte Feinstaub, kleinste Partikel, die tief in die Lunge gelangen können und dort Probleme verursachen.
Analysen in Indien hätten gezeigt, dass in manchen Gebieten die Luft im Haus schlechter sei als draußen. Die Verschmutzung war dort demnach dreimal höher als in einer typischen Straße in London und lag damit deutlich über den empfohlenen Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Laut WHO sind Schlaganfälle und Erkrankungen der Herzkranzgefäße die häufigsten durch Luftverschmutzung bedingten Todesursachen, gefolgt von chronischen Lungenerkrankungen. Schätzungen zufolge seien 2010 etwa 3,5 bis 4 Millionen Menschen infolge der Luftverschmutzung in Haushalten gestorben. 3,7 Millionen Todesfälle sind auf Smog in der Umwelt zurückzuführen. 600 bis 800 Millionen Familien weltweit seien gefährdet, zum Beispiel an Lungenentzündung, Asthma oder Lungenkrebs zu erkranken, warnen die Wissenschaftler.
Am schlimmsten von Luftverschmutzung betroffen sind die Entwicklungs- und Schwellenländer Südostasiens und der Westpazifik-Region. In China und Indien wurden von der WHO etwa drei Viertel aller Smog-Todesfälle registriert. In den Industriestaaten Europas führt die WHO 279.000 Todesfälle auf Luftverschmutzung in der Umwelt zurück.
Frauen und Kinder in Entwicklungsländern sind wesentlich häufiger hoher Luftverschmutzung ausgesetzt. Sie zahlen einen hohen Preis dafür, dass sie viel Rauch und Ruß einatmen, weil sie viel Zeit zu Hause verbringen.
Die Luftverschmutzung in den Industrieländern war noch vor wenigen Jahrzehnten ein großes Problem und ist durch Maßnahmen drastisch reduziert worden. Dazu gehörten effizientere Technologien bei der Energieerzeugung und im Transport, aber auch die Reduzierung des Energiebedarfs.
Die internationale Gemeinschaft gehe noch nicht ausreichend gegen Luftverschmutzung im Haushalt vor. Rauchfreie Kochstellen und Solarsysteme seien eine mögliche Lösung, müssten aber mindestens ebenso günstig, effizient und langlebig sein wie die herkömmlichen Methoden in der Region. Sonst drohe ein teurer Fehlschlag, betont das Team. Die Analyse wurde von der Bill & Melinda Gates Foundation mitfinanziert.