GESELLSCHAFT
Schleichende Erkrankung macht auch matt und müde
Normaler Alltagsstress macht matt und müde. Aber auch eine schleichende Erkrankung kann diese Symptome auslösen. Bei einer Schilddrüsenentzündung zerstört das Immunsystem das Organ.
Müde ist jeder mal. Wenn der Stress im Job über Tage hinweg anhält, wenn Überstunden sich häufen – oder im Privatleben nicht alles rund läuft. In den meisten Fällen ist das normal. Ein verlängertes Wochenende oder ein Urlaub geben die Lebensenergie schnell zurück. Allerdings nicht immer. Und der erste Gedanke – Eisenmangel – ist nicht immer die Ursache für die andauernde Abgeschlagenheit.
Vollständig heißt die Erkrankung Hashimoto-Thyreoiditis – benannt nach dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto, der sie um 1912 erstmals beschrieb. Sie wird auch als Autoimmunthyreoiditis bezeichnet oder als chronische Schilddrüsenentzündung. Es werden sowohl die Zellen des Immunsystems, die T-Zellen, als auch die Antikörperbildung durch sogenannte B-Zellen aktiviert“, erklären Mediziner. Der Grund ist noch nicht genau erforscht.
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Autoimmunerkrankung. In der Folge kommt es zu einer zunehmenden Zerstörung der Schilddrüse. Das geschieht schleichend und schmerzlos. Da die Krankheit häufig nicht diagnostiziert wird, gibt es keine verlässlichen Zahlen.
Je mehr die Schilddrüse zerstört ist, desto weniger Schilddrüsenhormone produziert sie. Es kommt zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Dann macht sich die Krankheit bemerkbar. Depressive Verstimmung, Gewichtszunahme, Verstopfung, nächtliches Schwitzen sind nur einige der Symptome – und die Müdigkeit, wie Barbara Schulte sie spürte.
Frauen sind drei- bis vierfach häufiger betroffen als Männer, und aufgrund einer genetischen Veranlagung kommt eine Hashimoto-Thyreoiditis familiär gehäuft vor. Wenn jemand in der Familie erkrankt ist, sollten sich auch alle anderen Familienmitglieder untersuchen lassen, empfehlen Ärzte.
Auch wer die genannten Beschwerden hat, sollte sich testen lassen. Schulte rät dazu, das Blut auch ohne Symptome beim Check-up zu untersuchen: Warum soll man warten, bis sich Symptome zeigen und die Schilddrüse immer mehr zerstört wird? Die Diagnose wird per Bluttest und Ultraschall gestellt. Ist der Wert des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) erhöht, zeigt das die Unterfunktion der Schilddrüse.
Die Zerstörung der Schilddrüse kann nicht medikamentös aufgehalten werden, aber die Auswirkung ist gut behandelbar. Dabei geht es darum, dem Körper die fehlenden Hormone zuzuführen. Gegeben wird das Schilddrüsenhormon Levothyroxin, auch L-Thyroxin genannt. Eine Tablette am Tag vor dem Frühstück mit einem Glas Wasser eingenommen ist in der Regel ausreichend, sagen Mediziner. Ein Leben lang muss diese Therapie allerdings durchgehalten werden.
Hashimoto-Thyreoiditis ist zudem eine Krankheit, die mit anderen Autoimmunerkrankungen gleichzeitig auftreten kann, etwa Diabetes Typ 1, Zöliakie oder die Weißfleckenerkrankung.