GESELLSCHAFT
Strahlentherapie: Wahrscheinlichkeit für Spätfolgen senken
Baku, den 12. Oktober (AZERTAG). Durch den Einsatz schwerer Ionen bei der Strahlentherapie sollen sich die Spätfolgen der Behandlung im Kampf gegen Krebs reduzieren lassen. Das haben deutsche und US-amerikanische Forscher gemeinsam herausgefunden und berichten darüber im Fachjournal „Nature Reviews Cancer“.
Bislang werden bei der Therapie Gammastrahlen eingesetzt. Dies ist zwar hoch wirksam bei Tumorerkrankungen, doch besonders bei Kindern und Jugendlichen kommt es zu Spätfolgen wie neuen Tumoren oder Fruchtbarkeitsstörungen. Rund 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die eine Krebserkrankung mithilfe einer Strahlentherapie überleben, leiden in einem Zeitrahmen von 30 Jahren nach der Diagnose unter lebensbedrohlichen Folgeproblemen.
Im Gegensatz dazu ist die Behandlung mit Ionenstrahlen ein sehr präzises, hochwirksames und gleichzeitig sehr schonendes Therapieverfahren. Ionenstrahlen dringen in den Körper ein und entfalten ihre größte Wirkung erst tief im Gewebe, hochpräzise in einem nur stecknadelkopfgroßen Bereich. Sie werden so gesteuert, dass Tumoren bis zur Größe eines Tennisballs Punkt für Punkt millimetergenau bestrahlt werden können. Das umliegende gesunde Gewebe wird weitgehend geschont, so dass die Langzeitfolgen deutlich harmloser ausfallen dürften als bei der Gamatherapie.
Nach erfolgreichen Studien an der hauseigenen Beschleunigeranlage hat GSI Helmholtzzentrum für den klinischen Routinebetrieb eine maßgeschneiderte Beschleunigeranlage entwickelt, die am Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT bereits im Jahr 2009 in Betrieb gegangen ist. Seit dem wurden dort über 400 Patienten behandelt. Um sicher zu gehen, dass die Ionenstrahl-Therapie tatsächlich langfristig schonender ist als die Gammatherapie, müssen laut der Forscher noch weitere Untersuchungen folgen. Bis Daten von behandelten Patienten über lange Zeiträume zur Verfügung stünden, müsse man auf mathematische Modelle zurückgreifen. Weitere Verringerungen der Spätfolgen ließen sich durch Verbesserungen an den Bestrahlungsapparaturen im Allgemeinen und durch eine Reduktion der Bestrahlung durch die Diagnostik vor der eigentlichen Therapie erreichen.