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US-Forscher testen, wie sich bestimmte Bakterien in der Bekämpfung von Krebs einsetzen lassen
Baku, den 15. August (AZERTAG). Erste Versuche, Krebs mit Hilfe von Bakterien zu bekämpfen, gab es bereits vor mehr als 100 Jahren. Ein Arzt hatte in den 1890er-Jahren beobachtet, dass einige seiner Krebspatienten sich erholten oder gar völlig genasen, wenn sie nach einer Krebsoperation eine Infektion bekamen. Seine darauffolgenden Versuche, eine auf diesen Beobachtungen basierende Behandlung zu entwickeln, waren jedoch wenig erfolgreich, so dass die Methode bis heute nicht weiter intensiv erforscht wurde.
Das Team um Nicholas Roberts vom Johns Hopkins Sidney Kimmel Comprehensive Cancer Center in Baltimore griff nun diese Idee wieder auf, mit Clostridium novyi-Bakterien. Diese sind anaerob - das heißt, sie vermehren sich nur unter sauerstoffarmen Bedingungen wie etwa im Zentrum von Tumoren. Die Forscher veränderten die Bakterien zunächst so, dass sie einen bestimmten Giftstoff nicht bilden.
US-Forscher testen, wie sich bestimmte Bakterien in der Bekämpfung von Krebs einsetzen lassen. Die Wissenschaftler versuchten sich an Ratten, Hunden und bei einer menschlichen Krebspatientin. Die Ergebnisse seien ermutigend, auch wenn noch weitere Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit des Verfahrens nötig seien, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Science Translational Medicine“.
Anfangs testeten sie die Bakterientherapie an Ratten. Sie injizierten Sporen - ein bakterielles Entwicklungsstadium, in dem die Bakterien sich nicht teilen - direkt in zuvor gezielt hervorgerufene Hirntumore der Tiere. Dort verwandelten sich die Sporen wieder in teilungsfähige Bakterien und ließen den Tumor von innen heraus schrumpfen. Gesunde Zellen, die nur wenige Mikrometer von den Tumorzellen entfernt lagen, blieben unberührt.
Als nächstes testeten die Forscher ihr Verfahren an Hunden - und zwar nicht an Versuchstieren, sondern an solchen, die als Haustiere gehalten wurden und an Krebs erkrankt waren. Tumore von Hunden ähneln menschlichen Tumoren, erläutern die Forscher. Bei 6 von 16 Hunden zeigte die Therapie innerhalb von drei Wochen Wirkung: Bei drei Tieren verschwanden die Tumore ganz, bei drei weiteren schrumpften sie mindestens um ein Drittel. Die meisten Hunde reagierten auf die Behandlung wie auf eine typische bakterielle Infektion mit Fieber und Entzündungsreaktionen.
Schließlich testeten die Wissenschaftler das Verfahren an einem Menschen. Die Frau litt an einem bösartigen Tumor der Muskulatur, der sich trotz mehrerer Operationen und zahlreicher Runden Chemo- und Strahlentherapie immer weiter ausbreitete. Die Forscher injizierten die Bakteriensporen in eine Metastase an der Schulter. Auch die Frau bekam Fieber und eine starke Entzündung und der Tumor schrumpfte erheblich.
Die Studie werde derzeit weitergeführt, weitere Krebspatienten würden behandelt. „Wir erwarten, dass einige Patienten stärker auf die Behandlung reagieren als andere - aber das gilt für andere Therapien auch“, erläutert Studienleiter Shibin Zhou. „Wir wollen jetzt erst mal herausfinden, wie gut die Patienten die Therapie vertragen.“
Wie die Bakterien die Zerstörung des Tumors bewirken, ist nicht ganz klar. Vermutlich töten sie die Krebszellen direkt ab und rufen zudem eine Abwehrreaktion des Immunsystems gegen den Tumor hervor, vermuten die Wissenschaftler.
Denkbar sei, die „Bio-OP“ künftig mit anderen Therapien zu kombinieren. Die Bakterientherapie habe den Vorteil, dass sie vor allem im sauerstoffarmen Zentrum des Tumors wirksam sei. Chemotherapeutika werden über die Blutgefäße im Körper verteilt - gelangen meist aber nicht ins Innere der Tumore, was die Wirksamkeit solcher Therapien einschränkt. Ähnliches gilt für Strahlentherapien, da auch dabei Sauerstoff zur Zerstörung der Tumore benötigt wird.