WELT
Verwandten von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un leben offenbar gefährlich
Baku, den 6. Januar (AZERTAG). Die Verwandten von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un leben offenbar gefährlich. Nachdem Kims Onkel, Jang Song-thaek, vor wenigen Wochen hingerichtet worden sein soll, mehren sich nun die Hinweise, dass seine Witwe Kim Kyong-hui ebenfalls tot ist. Schon seit September war sie nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden.
Die südkoreanische Tageszeitung „Chosun Ilbo“ verbreitet nun die Todesnachricht und beruft sich auf eine anonyme Regierungsquelle – wie so oft bei Nachrichten aus dem abgeschotteten Nordkorea, wo die meisten Informationen aus dem Kaffeesatz gelesen werden. Demnach hat die Tante entweder Selbstmord begangen oder sie starb an einer Herzattacke.
Südkoreas Geheimdienst, so die Quelle, glaubt, dass Kim Kyong-hui nicht mehr am Leben ist, doch bisher war man noch nicht in der Lage, diese Vermutung definitiv zu belegen. Zurzeit sei man dabei, herauszufinden, ob sie vielleicht doch noch einmal ins Ausland gereist sei, um sich einer medizinischen Behandlung zu unterziehen. Ende Dezember war die Tante angeblich in Singapur wegen ihres Herzleidens im Krankenhaus gewesen.
Ein Jahr zuvor soll sie bereits in Moskau behandelt worden sein. Hier scheiden sich die Geister: ihre Gesundheitsprobleme sollen mal ein kaputter Zeh gewesen sein, mal Depressionen oder gar Demenz. Man munkelt, dass sie schon lange dem Alkohol verfallen gewesen sei, teils aus Eheproblemen, teils weil ihre eigene Tochter sich vor acht Jahren das Leben genommen hat.
Die 68-jährige Kim Kyong-hui ist – oder war – die einzige Schwester des verstorbenen „geliebten Führers“ Kim Jong-il und die Tochter des Staatsgründers Kim Il-sung. Als direkte Blutsverwandte der Herrscherdynastie wäre sie, davon gehen die Experten aus, vor einer Hinrichtung und öffentlichen Erniedrigung sicher. Sie war zuletzt beim 65. Jahrestag Nordkoreas am 9. September und einen Tag später bei einem Konzert zusammen mit ihrem Neffen und dessen Gattin öffentlich in Erscheinung getreten.
Trotzdem war der Geheimdienst in Seoul davon ausgegangen, dass sie lebt – auch, weil ihr Name noch auf einer Liste von Würdenträgern zu finden war, die das Begräbnis eines hochrangigen Kaders der Arbeiterpartei planten. Allerdings fehlte sie bei den Feierlichkeiten des zweiten Todestages von Kim Jong-il am 17. Dezember.
Damals hatten die Gerüchte Fahrt aufgenommen: Ist sie krank? Steht sie unter Hausarrest? Was geht da vor im Hause Kim? Mangels verlässlicher Quellen kann jeder spekulieren. So behauptete jüngst die japanische Zeitung „Yomiuri Shimbun“, Staatschef Kim Jong-un habe man bitterlich weinen sehen, seit er seinen Onkel Jang Song-thaek exekutieren ließ.
Die Zeitung, die als nicht besonders zuverlässig in ihrer Nordkorea-Berichterstattung gilt, zitiert einen Informanten im südchinesischen Guangzhou, der wissen will, dass die Hinrichtung auf Drängen des aufstrebenden neuen militärischen Politbürochefs Choe Ryong-hae und des Ministers für Staatssicherheit Kim Won-hong hin vollzogen wurde und dass der junge Staatschef Kim den Befehl nur unterzeichnet habe – womöglich gar, als er betrunken war. Nun gäbe es viel Gerede darüber, dass er "in geistigem Aufruhr" sei, weil er seinen eigenen Onkel auf dem Gewissen habe.
Bestätigen kann all dies niemand. Ebenso wenig wie die wilde Behauptung einer Hongkonger Zeitung, Kim habe seinen Onkel von ausgehungerten Hunden zerfleischen lassen, um ein Exempel zu statuieren.