WIRTSCHAFT
Warum Japans Wundermittel in Europa nicht wirkt
Baku, den 17. Mai (AZERTAG). Mit aggressiver Geldpolitik und Konjunkturprogrammen hat Japan sein Wachstum in die Höhe getrieben. Die Euro-Zone schaut neidisch zu. Doch bei ihr würde das aus mehreren Gründen nicht funktionieren.
Japan hat mit seinen anziehenden Wachstumszahlen einen Coup gelandet. Das derzeit interessanteste wirtschaftspolitische Experiment scheint erste Früchte zu tragen. Die als „Abenomics“ bekannte Mischung aus aggressiver Geldpolitik, gepaart mit großzügigen Staatsausgaben trieben das Wachstum im ersten Quartal gegenüber Ende 2012 auf 0,9 Prozent.
Benannt ist diese Melange nach dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe. In der Euro-Zone reibt man sich verwundert die Augen, denn selbst das Zugpferd Deutschland erreichte nur magere 0,1 Prozent Wachstum. Alle anderen großen Euro-Volkswirtschaften stecken im Abschwung fest.
Die zum Jahresbeginn für das zweite Quartal prognostizierte Belebung haben die Volkswirte schon wieder halb kassiert. Die Stimmungsbarometer zeigen überall nach unten.
Japaner halten die meisten Staatsanleihen selbst - Deshalb könnte die Euro-Zone einen guten Schluck vom japanischen Wachstumswundertrank vertragen. „Euronomics“ für den Euro. Aber allein die Rezeptur aus Fernost passt nicht zur Kur für die europäische Malaise. Der Hauptgrund liegt in der unterschiedlichen Beschaffenheit der beiden Wirtschaftsräume.
Die Euro-Zone besteht aus 17 Staaten und jedes Mal, wenn ein Land an den Abgrund gerät, steht das Gesamtkonstrukt auf dem Spiel. Der Yen als Währung eines einzelnen Staates ist von dieser Sorge naturgemäß nicht betroffen.
Japan kann es sich also noch leisten, den Schuldenberg weiter wachsen zu lassen, um Geld für die Konjunktur bereitzustellen. „Die Regierung ist hauptsächlich im Inland, bei den Japanern selbst, verschuldet“, sagt Sylvian Broyer, Chefvolkswirt bei Natixis Deutschland.
Würden hingegen Spanien oder Italien für ein Konjunkturprogramm kräftig Geld in die Hand nehmen und die Haushaltssanierung fahren lassen, bedeute das gleichzeitig den Anstieg der Zinskurve für ihre Staatsanleihen. „Die Euro-Länder sind bei der Refinanzierung viel stärker von ausländischen Investoren abhängig, die das Ende des Sparkurses nicht verzeihen würden“, erklärt Broyer.