WELT
Ureinwohner erhalten fossile Knochen zurück
Baku, den 16. Januar (AZERTAG). Wem gehören Tausende Jahre alte menschliche Knochen, die Forscher in den USA ausgegraben haben? Laut einer neuen Richtlinie sollen sie alle den Ureinwohnern des Landes übergeben werden. Manche Wissenschaftler fürchten daher, dass ein Teil der Forschung unmöglich wird.
Als Archäologen knapp 10.000 Jahre alte menschliche Überreste in Südkalifornien ausgruben, war ihre Begeisterung groß. Die Knochen sollten einiges über die Geschichte der frühen Bewohner Nordamerikas verraten. Doch um die 1976 entdeckten Fossilien entbrannte ein Streit. Die Kumeyaay Nation, ein Verband amerikanischer Ureinwohner, forderte die Übergabe der menschlichen Überreste. Diese stammten in mindestens zwei Fällen von ihren Vorfahren - aber galt das für alle entdeckten Knochen?
Eine neue Richtlinie soll solche Streitfälle künftig vermeiden. Sie greift auch, wenn nicht ersichtlich ist, mit welchem modernen Stamm die Menschen verwandt waren, deren Überreste ausgegraben wurden. Bisher griff diese Maßgabe nur, wenn die Knochen klar mit einem der heutigen Stämme in Verbindung gebracht werden konnten.
Wegen der neuen Regelung haben nun Stammesverbände wie die Kumeyaay Nation ein Recht auf den größten Teil menschlicher Überreste von rund 160.000 Individuen, die in Universitäten, Museen und bei Regierungsbehörden gelagert werden. Institute, die solche Knochen besitzen, müssen mit den Stämmen in Verbindung treten, von deren Land sie stammen - und die Funde zurückgeben, falls die Ureinwohner dies verlangen.
Viele Universitäten haben begonnen, ihre Sammlungen zu durchforsten, und auch erste Rückgaben haben schon stattgefunden.