WELT
Rekordtemperaturen im Atlantik bedrohen Meerestieren
Baku, 15. August, AZERTAC
Die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Meere liegt schon seit Mitte März auf Rekordniveau. Im Atlantik haben Messbojen immer neue Höchstwerte gemessen, bei Florida waren es vor wenigen Wochen 38 Grad Celsius. An vielen Orten verzeichneten auch Satelliten so hohe Meerestemperaturen wie noch nie zuvor, berichtete AZERTAC unter Berufung auf ausländische Massenmedien.
Eine Folge des anhaltenden Hitzestresses ist das massenhafte Absterben von Korallen. Forscher der US-Behörde für Klima und Ozeanografie (NOAA) warnen nun vor einer sich abzeichnenden Tragödie vor der Küste Mittelamerikas, Nordamerikas und der Karibik. Die Riffe in Panama, Kolumbien, El Salvador, Costa Rica, Mexiko und sechs Ländern in der Karibik, darunter die Bahamas und Kuba, würden unter einer außergewöhnlichen Bleiche leiden. Aufmerksamkeit erregten bereits die Korallenriffe vor der Küste Floridas, die vor einem Monat anfingen, weiß zu werden.
“Ich glaube nicht, dass einer dieser Orte zuvor einen solchen Hitzestress erlebt hat“, erklärte Derek Manzello, Koordinator von Coral Reef Watch bei der NOAA. Die Massenbleiche finde in einem riesigen Gebiet statt. Vor allem in der Karibik sei es besonders schlimm. Die US-Behörde kartiert die Hotspots der Korallenbleiche weltweit, im Golf von Mexiko sind derzeit besonders viele Riffe mit der höchsten Alarmstufe gekennzeichnet.
Laut dem Forscher habe sich die Bleiche bereits weit vor der eigentlichen “Bleichsaison“ abgezeichnet. Normalerweise erwärmt sich der Nordatlantik über den Sommer und erreicht dann ab Mitte August für Korallen kritische Temperaturen. In diesem Jahr könnten etwa die Korallen der Florida Keys mehr als drei aufeinanderfolgende Monate unter den viel zu warmen Bedingungen leiden - sollte es nicht bald zu einer Abkühlung kommen, erklärte Manzello bereits Ende Juli in einem Statement der NOAA.
Wie wahrscheinlich ist eine Rettung der Korallen? - Korallenriffe sind wegen der Meereserwärmung infolge des Klimawandels weltweit zunehmend in Gefahr. Als Bleiche wird ein Verblassen der farbenprächtigen Steinkorallen bezeichnet. Korallen sind Nesseltiere, die mit Algen in einer Gemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen leben. Bei hohen Temperaturen stoßen die Korallen die Algen ab und verlieren ihre Farbe.
Bedrohte Korallenriffe könnten laut Wissenschaftlern davon profitieren, wenn zugleich Schutzmaßnahmen auf dem Land und im Meer ergriffen werden. Das konnten sie mit einer Studie auf Hawaii zeigen, wo die Tiere über einen Zeitraum von 20 Jahren einer ungewöhnlich starken Hitzewelle im Pazifik ausgesetzt waren.
Riffe in Gebieten mit weniger Überfischung und geringerer Verschmutzung, etwa durch Abwässer, zeigten demnach stabileres Wachstum. Das schreibt eine Forschergruppe um den Ozeanografen Jamison Gove von der US-Klimabehörde NOAA und dem Meeresbiologen Gareth Williams von der britischen Bangor University diese Woche im Fachjournal “Nature“. In Stresssituationen, wie nach einem Anstieg der Meerestemperatur, war dort die Zerstörung der Korallen geringer. Zudem erholten sich die Riffe schneller von der Korallenbleiche.
Die Wissenschaftler verweisen auf das von der internationalen Staatengemeinschaft gesteckte Ziel, bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Zur Stärkung und Gesundung der bedrohten Korallenriffe müssten menschliche Einflüsse - im Zusammenspiel auf dem Land (Abwasserverschmutzung) und im Meer (Überfischung) - gering gehalten werden, heißt es in der Studie.