WELT
Mütter von Rhesusaffen behandeln ihre Söhne im ersten Lebensjahr aggressiver als ihre Töchter
Baku, 19. Mai, AZERTAC
Schlagen, schubsen, beißen: Ihren männlichen Nachwuchs behandeln Rhesusaffenmütter ruppiger - mit Folgen fürs ganze Leben.
Bei Rhesusaffen herrscht eindeutige Geschlechtertrennung. Die Mütter von Rhesusaffen behandeln ihre Söhne im ersten Lebensjahr aggressiver als ihre Töchter. Deswegen scheint die Mutter-Kind-Bindung bei Rhesusaffensöhnen weniger stark ausgeprägt, wie Forscher des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie herausgefunden haben.
Junge, aggressiv behandelte Männchen tendierten dazu, ihre Geburtsgruppe früher zu verlassen, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal "Plos One". Unter Aggressionen verbuchten sie unter anderem schlagen, schubsen, seltener auch beißen und für Rhesusaffen typische Drohgesten.
Mit menschlichem Verhalten seien die Erkenntnisse aufgrund der unterschiedlichen Sozialstruktur nur bedingt vergleichbar, erklärte Forscher Lars Kulik. Allerdings sei auch beim Menschen bekannt, dass Gewalterfahrungen in der frühen Kindheit langfristig die Bindungsfähigkeit einschränken können.
Die Affenforscher untersuchten das Verhalten der Rhesusaffen auf Cayo Santiago, einer Insel nahe Puerto Rico. Die Wissenschaftler nahmen 26 Weibchen und 29 Männchen vom Zeitpunkt ihrer Geburt an unter Beobachtung.
Weniger Muttermilch für Söhne - Sie hatten unter anderem ein Augenmerk darauf, wann Mütter säugten, dem Nachwuchs das Fell pflegten oder ihn körperlich angingen. "Unsere Ergebnisse zeigten, dass Mütter sich ihrem Nachwuchs gegenüber recht unterschiedlich verhalten", erklärte Kulik.
"Söhnen brachten sie im ersten Lebensjahr entschieden mehr Aggression entgegen als Töchtern. Mütterliche Zuwendung erhielten jedoch beide Geschlechter gleichermaßen." Das erste Lebensjahr sei für die Entwicklung des Sozialverhaltens der Tiere besonders wichtig. Wegen der größeren Nähe zur Mutter sei die Bindung der weiblichen Jungtiere gefestigt.
Die männlichen Rhesusaffen verlassen ihre Geburtsgruppe, wenn sie im Alter von etwa vier Jahren geschlechtsreif sind. Die Weibchen bleiben in der Gruppe und sind auf starke Bindungen angewiesen. Rhesusaffen bringen meist ein einzelnes Jungtier zur Welt.
In einer früheren Studie hatten Forscher bereits herausgefunden, dass die Muttermilch von Rhesusaffen an das Geschlecht ihres Nachwuchses angepasst ist. Die Affen produzieren demnach für weiblichen Nachwuchs mehr Muttermilch, die zudem einen höheren Kalziumgehalt hat, während männlicher Nachwuchs Milch mit einem höheren Fettgehalt bekommt.